Zum bundesweit ersten Mal sollen im kommenden Frühjahr Bankgeschäfte nach islamischen Recht angeboten werden. Spätestens im März will die Kuveyt Türk Bank eine Zweigstelle für Finanzdienstleistungen in Mannheim eröffnen. Im Angebot sind dann erstmals Anlagen, die die Vorschriften der islamischen Religionsgesetze befolgen, bestätigte ein Fachmann der Kuveyt Türk Beteiligungsbank (Istanbul).
Die Zweigstelle sei nur der Anfang, hieß es auf Anfrage bei der Bank weiter: Angestrebt werde eine Lizenz als Vollbank, außerdem sollen Angebote und Filialnetz zunächst in Deutschland, danach in Europa erweitert werden.
Nach Ansicht des Zentralrats ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch deutsche Banken das "Islamic Banking" für sich entdecken. Das islamische Finanzwesen untersagt unter Bezug auf das Zinsverbot des Propheten Mohammed Zinsen, erlaubt aber die Vergabe von bestimmten Sachmittelkrediten. Religionsgelehrte müssen für jedes Finanzprodukt die Unbedenklichkeit bescheinigen. Verboten sind dem Bericht zufolge beispielsweise Investitionen in die Sex- und Glücksspielindustrie oder in Firmen, die erkennbar vor dem finanziellen Zusammenbruch stehen.
Zentralrat rechnet mit Boom
Der Zentralrat der Muslime rechnet mit einem Boom für Bankgeschäfte nach islamischen Recht in Deutschland. "Es wird nicht mehr lange dauern" sagte der beim Zentralrat für die Zertifizierung islamischer Finanzprodukte zuständige Ökonom Michael Gassner jüngst. Die Kuveyt Türk Beteiligungsbank werde nur der Anfang sein. Drei Viertel der vier Millionen in Deutschland lebenden Moslems fühlten sich noch eng mit den islamischen Traditionen verbunden.
"Von denen sind schätzungsweise 30 bis 50 Prozent prinzipiell offen für das islamische Finanzwesen", sagte Gassner. Es sei dann nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die deutschen Banken das "Islamic Banking" für sich entdeckten. Seit längerem versuchen islamische Banken, Finanzdienstleistungen auf Basis zinsfreier Geschäfte anzubieten. Nach islamischen Grundsätzen werden nach Angaben des "Spiegels" mittlerweile weltweit Vermögenswerte von weit über 700 Milliarden Dollar verwaltet.