Warum Pommes und Rindfleisch das Klima schädigen

Warum Pommes und Rindfleisch das Klima schädigen
Die Regierungen haben beim Kopenhagener Gipfel versagt, doch jeder Einzelne kann etwas fürs Weltklima tun - zum Beispiel bei der Auswahl von Lebensmitteln. Ein Beispiel aus Bremen.
29.12.2009
Von Dieter Sell

Wer den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid einschränken will, denkt wahrscheinlich in erster Linie an spritsparende Autos, weniger Flugreisen und ein gut gedämmtes Haus. "Doch ein Sechstel der Erderwärmung wird durch Lebensmittel verursacht", sagt Antje Wendelken vom Naturschutzbund (NABU) in Bremen. Mit einem "Klimaladen" informieren die Umweltschützer über die CO2-Hypothek etwa von Rindfleisch, Winter-Erdbeeren und Treibhaus-Tomaten. Der Bon an der Kasse des Modellprojektes macht schnell deutlich: Klima geht durch den Magen.

Deutschland gehört zu den zehn Ländern mit dem weltweit größten Gesamtausstoß an CO2. Dieser liegt derzeit pro Kopf bei zehn bis zwölf Tonnen im Jahr. Klimaverträglich sind laut NABU aber nur jährlich etwa zwei Tonnen, also rund sechs Kilogramm täglich. Mit einer Art Kaufmannsladen tourt der Umweltverband über Wochenmärkte und durch Schulen, um deutlich zu machen, wie jeder diesem Ziel wenigstens näherkommen kann. Gerade nach dem gescheiterten UN-Klimagipfel in Kopenhagen sei das wichtig, betont Wendelken.

In den Regalen hat die Umweltreferentin Modelle von Obst- und Gemüsesorten aufgereiht, zu der jeweils eine Karte mit Barcode passt. An der "Klimakasse" kommt der Moment der Wahrheit: Die Ware wird eingescannt, der Bon zeigt aber nicht den Euro-Preis etwa von einem Kilo Winter-Erdbeeren an, das per Flugzeug aus Südafrika importiert wurde, sondern die CO2-Belastung durch Produktion, Transport, Verarbeitung und Verkauf. "Ein Kilo südafrikanische Erdbeeren bedeuten fast zwölf Kilo CO2", sagt Wendelken. Wer will, kann das auch im Internet ausprobieren.

Rülpsende Kühe

Manche Klimasünde ist nicht so offensichtlich. Wer ahnt schon, dass eine Tüte Tiefkühlpommes schon 5,7 Kilo CO2 verursacht hat, noch bevor die Kartoffelstäbchen überhaupt aufgebacken wurden? Im Vergleich: Ein Kilo frische Kartoffeln haben dagegen nur 200 Gramm im "Klimarucksack", die gleiche Menge Biokartoffeln gar nur 150 Gramm. "Noch schlimmer ist die Bilanz bei Rindfleisch", warnt Wendelken. "Kühe rülpsen bei der Verdauung Methan aus. Das ist mehr als 20 mal klimaschädlicher als CO2. Deshalb sollten Rinderprodukte bewusst und selten genossen werden."

So könnten für einen Rinderbraten aus Klimasicht mehr als ein Zentner Kartoffeln verspeist werden. "Natürlich muss nicht jeder zum Vegetarier werden, auch wenn das für das Klima besser wäre", räumt die Umweltexpertin ein. "Aber schon zwei fleischlose Tage die Woche verbessern die persönliche Klimabilanz um sechs Prozent." Und selbst beim Mineralwasser ließe sich was sparen. Wendelken greift zu einer Literflasche, die nach ihrer Rechnung durch Abfüllung und Transport mit 800 Gramm so viel CO2 freisetzt wie 33 Kilo Bio-Möhren.

Beim Flug geht viel Sprit drauf

Besonders klimaschädlich ist Flugimportware, weil dabei viel Sprit draufgeht und die Emissionen direkt in höhere Atmosphärenschichten gelangen. "Da sind Bananen besser, weil sie in großen Mengen mit dem Schiff transportiert werden." Die Klimabilanz solcher Frachtdampfer sei wenigstens zehn Mal besser als die von Flugzeugen. "CO2-bewusst einkaufen ist eigentlich ganz einfach", bekräftigt die NABU-Frau. "Öfter vegetarisch essen, saisonal und regional einkaufen, und dann am besten Bioware - das vermeidet Transportwege, Kühlketten und den Einsatz energieaufwendiger Kunstdünger und Pestizide."

epd