Der neue Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, ist am Sonntag mit einem Festgottesdienst in sein neues Amt eingeführt worden. Der 45-jährige Overbeck trat die Nachfolge von Felix Genn an, der im März Bischof von Münster wurde. Es sei der Wille Gottes, das die Kirche bei den Menschen sei, sagte Overbeck in seiner Predigt im Essener Dom. Als Herausforderung bezeichnete er den Strukturwandel, in dem sich das Bistum befinde. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) bezeichnete die Bischofseinführung als "Grund zum Feiern und zur Freude".
Overbeck warb für ein Zusammenleben aller Menschen im Ruhrbistum. Das gelte auch für Menschen anderer Religionen und Glaubensüberzeugungen. Der neue Bischof mahnte außerdem mehr Solidarität im Wirtschaftssystem und mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche an. "Menschen haben ein Recht auf einen verlässlichen Arbeitsplatz, damit wir ein Leben in Freiheit gestalten können", betonte er. Zu viele junge Menschen brächen die Schule ab und blieben ohne Ausbildungsabschluss.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner unterstrich, dass eine Bischofseinführung nicht zu vergleichen sei mit der Übernahme einer Bank oder eines Konzerns durch einen neuen Direktors. "Hier handelt es sich um einen zutiefst geistlichen Vorgang", erklärte der Kölner Erzbischof. Der Bischof sei nicht in erster Linie Chef einer Diözese, sondern "er ist das sakramentales Zeichen, dass die Diözese Essen in lebendiger Kontinuität mit dem apostolischen Anfang verbunden ist und damit mit Christus".
Jüngster Bischof Deutschlands
Ministerpräsident Rüttgers wünschte Overbeck "Gesundheit, ein festes, frohes Herz und vor allem Gottes Segen", sagte er laut Redetext in seinem Grußwort. Als gemeinsame Aufgaben von Staat und Kirche bezeichnete Rüttgers, den Menschen Sicherheiten zu geben. Der Ministerpräsident ermutigte den neuen Ruhrbischof, sich aktiv in die Gestaltung der Gesellschaft einzumischen.
Overbeck ist der vierte Bischof des 1958 gegründeten Ruhrbistums und mit 45 Jahren der jüngste Bischof Deutschlands. Der 1964 in Marl geborene Overbeck wurde im Juli 2007 von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof ernannt. Nach dem Rücktritt von Bischof Reinhard Lettmann hatte er das Bistum Münster als Diözesan-Administrator verwaltet.
Das Ruhrbistum war am 1. Januar 1958 aus Teilen der Bistümer Köln, Münster und Paderborn gegründet worden und erstreckt sich von den rechtsrheinischen Stadtteilen Duisburgs über Bochum bis nach Plettenberg. Erster Ruhrbischof war Franz Hengsbach (bis 1991), ihm folgten Hubert Luthe (1992-2002) und Felix Genn (2003-2009). Heute leben dort nach Angaben der Diözese rund 918.000 Katholiken, etwa ein Drittel weniger als bei der Gründung vor 51 Jahren.