Dem chinesischen Vorschlag zufolge sollten Industrieländer ganz klare Reduktionsziele erhalten - das Papier nennt jedoch keine konkreten Zahlen. Nach Angaben der französischen Zeitung "Le Monde", die den Text am Donnerstag im Internet veröffentlichte, haben an diesem auch Indien, Brasilien, Südafrika und der Sudan als derzeitiger Sprecher der Entwicklungs- und Schwellenländer mitgearbeitet. Diese beiden Staatengruppen sollten laut Entwurf "basierend auf ihren spezifischen nationalen Umständen" Klimaschutzaktionen ergreifen. Konkrete Zahlen sind für diese Staaten nicht vorgesehen.
Der Entwurf ist für Greenpeace zu schwach. "Eine Stabilisierung der Erdtemperatur bei zwei Grad Erwärmung ist nicht möglich, wenn nicht auch die Schwellenländer mitmachen", sagte der Leiter Klimapolitik von Greenpeace International, Martin Kaiser. "Aber den ersten Schritt müssen die Industrieländer tun, und das steht ja auch beim EU-Gipfel in Brüssel derzeit auf der Tagesordnung." In Brüssel wollen an diesem Donnerstag und Freitag die 27 EU-Länder bei einem Gipfeltreffen ihre gemeinsame Linie für die entscheidenden Verhandlungen in der dänischen Hauptstadt Ende nächster Woche abstecken.
Merkel: Alle müsen sich beteiligen
Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte unterdessen, sowohl reiche als auch arme Staaten müssten sich im Kampf gegen den Klimawandel engagieren. "Europa alleine kann auf jeden CO2-Ausstoß verzichten, dann haben wir immer noch nicht das Klimaproblem der Welt gelöst", sagte sie beim Kongress der Europäischen Volkspartei in Bonn. Deshalb müssten sich alle Länder beteiligen, "natürlich mit einer Vorreiterrolle der Industriestaaten".
Am Samstag wollen Klimaschützer rund um den Globus demonstrieren. Die zentrale Aktion ist in Kopenhagen geplant. Die Veranstalter dieser Demonstration kündigten ein entschlossenes Vorgehen gegen mögliche Randalierer an. Zu einem Protestzug von der Kopenhagener Innenstadt zum Konferenzzentrum vor den Toren der Stadt werden 15 000 bis 30 000 Teilnehmer erwartet. Der Sprecher des dänischen Organisationsteams, Knud Vilby, sagte der Zeitung "Berlingske Tidende": "Wenn Leute sich nicht an unsere Regeln halten und ausscheren, werden wir das selbst stoppen. Das Wie ist mit der Polizei abgesprochen."
Saures Wasser bedroht Meere
Die Weltnaturschutzunion IUCN warnte auf dem Klimagipfel vor einer weiteren Versauerung der Meere. Deren Säuregrad habe seit Beginn der Industrialisierung vor 250 Jahren um 30 Prozent zugenommen. Bis 2100 könnten 70 Prozent der Kaltwasserkorallen wegen der zersetzenden Wirkung des sauren Wassers ausgestorben sein. Die Ozeane nehmen laut IUCN derzeit jährlich 25 Prozent des menschengemachten Kohlendioxids auf.
Mehr zum Klimagipfel auch unter www.countdowntocopenhagen.de. Den dänischen Entwurf für ein neues Klimaschutz-Abkommen finden Sie hier.