Wenn dem Reis der Regen fehlt - Thailands Bauern leiden

Wenn dem Reis der Regen fehlt - Thailands Bauern leiden
Noch vor ein paar Jahren schien alles besser. Zwischen Juni und September regnete es häufig und beständig. Heute hingegen haben viele Reisbauern in Thailand den Eindruck, dass das Wetter unberechenbar geworden ist. Unterdessen warnen Wissenschaftler, dass der Klimawandel die Ernährungsgrundlage von Millionen Menschen bedroht.
10.12.2009
Von Nicola Glass

"In der Vergangenheit hatten wir beim Reisanbau genügend Wasser", sagt die Farmerin Sa-Ing Suriya in der thailändischen Provinz Chachoengsao. Aber das sei jetzt nicht mehr der Fall. Die Regenzeit werde immer kürzer. Vor allem die vergangenen drei Jahre waren eine harte Zeit für Sa-Ing Suriya und viele andere Reisfarmer in der Provinz. "Zum Beispiel kommt es vor, dass in einem Monat zu viel Regen fällt und im nächsten gar keiner mehr", berichtet die 44-Jährige.

Südostasien am meisten betroffen

Chachoengsao liegt in Zentralthailand, gut zwei Autostunden östlich von der Hauptstadt Bangkok entfernt. Teile der Provinz bestehen aus dem Flachland des Bangpakong-Flussbeckens. Knapp 1,3 Millionen Menschen leben dort vom Anbau von Reis und Früchten sowie vom Fischfang. Laut der Umweltorganisation Greenpeace ist das 7.900 Quadratkilometer große Gebiet nicht nur für den thailändischen Jasmin-Reis bekannt, sondern gilt als eines der fruchtbarsten Flussbecken weltweit.

Schon heute ist nach Einschätzung der Umweltschützer absehbar, dass dieser Garten Eden massiv durch den Klimawandel bedroht wird: Nicht nur durch Überflutungen und Dürren, sondern auch durch das Eindringen von Salzwasser und das Abbröckeln der Küsten. "Thailand gehört zu den Ländern, wo die Erosion an den Küsten eines der größten Probleme darstellt", sagt der thailändische Greenpeace-Aktivist Tara Buakamsri in Bangkok. "Überhaupt ist Südostasien eine der Regionen, die am meisten durch den Klimawandel betroffen, aber am wenigsten darauf vorbereitet ist."

Immer härtere Bedingungen für Thailands Reisbauern

Immer extremere, durch den Klimawandel mit verursachte Wetterverhältnisse haben schwerwiegende Folgen - für die Nahrungsmittelproduktion und die Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Obwohl Thailand immer noch der größte Reis-Exporteur der Welt ist, spürt man die längerfristigen Auswirkungen. "In der Landwirtschaft müssen die Farmer zunehmend mit Unsicherheiten kämpfen", sagt Tara Buakamsri. Eine Studie zeige, dass beispielsweise die Reisproduktion in manchen Regionen des Nordostens um etwa 50 Prozent in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen sei.

Für viele Reisbauern in Thailand ist das fatal. Gehören sie doch ohnehin zu den ärmsten Teilen der Bevölkerung. Sie sind gezwungen, Kredite zu beantragen, um ihre Felder neu zu bestellen. Wenn sie dann aber nicht in der Lage sind, ähnlich viel Reis wie im Jahr zuvor anzubauen, müssen sie sich immer mehr Geld leihen und verschulden sich massiv. "Das ist ein Kreislauf, dem sie nicht entkommen können", kritisiert Tara Buakamsri.

Von härteren Bedingungen berichtet auch Reisbäuerin Sa-Ing Suriya. Vor allem, wenn es in ihrer Provinz Chachoengsao nicht genug oder gar nicht regnet: "Wer keine Wasserquelle in der Nähe der Farm hat, muss das Wasser herbeischaffen lassen." Und das bedeutet höhere Kosten und weniger Verdienst. Da sie von den örtlichen Behörden so gut wie keine Informationen über den Klimawandel erhalten, haben sich die Reisfarmer zu einer kleinen Initiative zusammengeschlossen. Ihr Gruppenleiter hält sie unter anderem über aktuelle Entwicklungen in Sachen Klima auf dem Laufenden. 

epd