Doch die Idylle trügt. Schwarze Rauchschwaden und das Gekreisch von Kettensägen gehören im weltweit größten Tropenwald immer noch zum Alltag. Deswegen möchte Brasilien, wo zwei Drittel des Amazonasgebietes liegen, auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen mit seinen Maßnahmen zum Waldschutz punkten.
Der immerfeuchte Amazonas-Dschungel beherbergt unzählige Heilpflanzenarten - und gilt als größte Klimaanlage der Erde: Der Wald fängt die Sonnenenergie ein und verwandelt sie in enorme Mengen Wasserdampf. Die dadurch entstehenden Wolken versorgen den Wasserkreislauf und kühlen das Weltklima ab. Durch die Brandrodung droht ein gegenteiliger Effekt: Bei der Bodenbearbeitung werden große Mengen Kohlenstoff freigesetzt und in Verbindung mit Sauerstoff zum Treibhausgas Kohlendioxid umgewandelt - das Weltklima heizt sich auf.
Tiefstand der Abholzung: Folge der Weltfinanzkrise
Die Zerstörung der größten Tropenwälder in Südamerika, in Südostasien und im afrikanischen Kongobecken sind für ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Rodungen im Amazonasgebiet machen rund 70 Prozent der brasilianischen Treibhausgase aus, Brasilien ist deswegen der fünftgrößte CO2-Emittent weltweit.
Vor kurzem stellte die Regierung in Brasília die neusten Entwaldungszahlen vor. Demnach wurden zwischen Juli 2008 und Juli 2009 in Amazonien nur noch 7.000 Quadratkilometer Regenwald vernichtet, die geringste Fläche seit 1988. Präsidialamtsministerin Dilma Rousseff verwies auf verschärftes Vorgehen der Regierung gegen Umweltsünder und erklärte: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht."
Umweltschützer Paulo Adário von Greenpeace räumt ein, die Regierung habe auf Druck aus der Gesellschaft reagiert: "Illegale agierende Rinderfarmen und Holzfirmen haben es schwerer als früher." Vor allem aber sei der historische Tiefstand bei der Entwaldung eine Folge der Weltfinanzkrise: "Die Nachfrage nach Rindfleisch, Soja und Holz ist drastisch gesunken."
Amazonaspolitik der Regierung widersprüchlich
Zudem verkündete Dilma Rousseff, die die brasilianische Delegation in Kopenhagen leiten wird, erstmals ein Klimaziel: Bis 2020 sollen die brasilianischen Treibhausgas-Emissionen um bis zu 39 Prozent unter den bislang prognostizierten liegen. Die Reduktion soll vor allem durch verbesserten Waldschutz erzielt werden.
Dennoch bleibe die Amazonaspolitik der Regierung widersprüchlich, meint Thomas Fatheuer, der das Büro der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Rio leitet: "Die Regierung will die Biotreibstoffe noch mehr fördern - das heißt mehr Zuckerrohr- und Sojaplantagen, die die Viehzucht in Richtung Amazonien abdrängen könnten." Zudem wolle die Agrarlobby im Parlament die Umweltgesetze aufweichen, um über mehr Anbauflächen zu verfügen.
"Präsident Lula sieht jetzt die Chance, Dinge als Klimapolitik zu verkaufen, die das Land sowieso machen will: unter anderem mehr Wasserkraft und Agrosprit", analysiert der Umweltexperte. Wegen seiner Tropenwälder spiele Brasilien eine Sonderrolle: "China und Indien haben nicht die Möglichkeit, ihre CO2-Emissionen zu verringen, ohne dabei von ihren Wachstumsplänen abzurücken."