Kubas Tabakbauern trotzen der Krise

Kubas Tabakbauern trotzen der Krise
Die Krise hat die Tabakproduktion in Kuba erreicht - auf den blauen Dunst sollen die Liebhaber kubanischer Zigarren aber keineswegs verzichten. Wegen fehlenden Geldes und wohl auch wegen der Hurrikanschäden vom vergangenen Jahr mussten die Anbauflächen für die beginnende Saison 2009/2010 zwar um ein Drittel reduziert werden. Kubas Tabakindustrie will aber auf jeden Fall ihre internationalen Lieferverträge erfüllen.
29.10.2009
Von Franz Smets

"Die kubanischen Tabakbauern werden ihre Produktionspläne in der Saison 2009/2010 erfüllen, obwohl sie weniger Flächen zur Verfügung haben", sagte der Vizepräsident der staatlichen Tabakgesellschaft Grupo Tacuba, Osvaldo Encarnación, dem Blatt "Trabajadores". Vor allem die Exportverträge sollten erfüllt werden, aber auch für den Zigarren- und Zigarettenkonsum in Kuba gebe es keine Einschränkungen.

Tabakanbau nicht verstaatlicht

Das ist entweder ein Wunder oder ein historisch bedingter Glücksfall: Denn der Tabakanbau, neben dem Zuckerrohr Markenzeichen der kubanischen Landwirtschaft, wurde in Kuba nach der Revolution vor 50 Jahren nicht verstaatlicht. Er hat sich eine Sonderstellung in der Planwirtschaft des einzigen kommunistischen Staates in der westlichen Hemisphäre bewahrt und durfte in privater Hand bleiben. Die Bauern liefern die Blätter zu vom Staat festgelegten Preisen an die staatlichen Hersteller und Exporteure, die die berühmten Zigarren drehen, verpacken und vor allem im Ausland teuer vermarkten.

Kuba ist in eine schwere Wirtschaftskrise geraten. Die Einnahmen aus dem Tourismus gehen zurück, die Preise für Nickel, an denen Kuba verdient hatte, sanken und für die Lebensmittelimporte muss Kuba wegen der Teuerung mittlerweile pro Jahr rund zwei Milliarden Dollar aufbringen. Geld, dass an anderer Stelle fehlt.

Die Regierung hat sich bisher nicht dazu durchringen können, überfällige Wirtschaftsreformen zu beschließen und mehr private Initiativen wie beim Tabakanbau zuzulassen. Sie verordnete dem Land stattdessen ein hartes Sparprogramm und verstärkte die staatliche Kontrolle - indem sie eine Behörde zur Bekämpfung der Korruption schuf.

Alte Fabriken wiedereröffnet

Wie schlecht es um die Versorgung des Inselstaates derzeit bestellt ist, zeigt die Tatsache, dass alte, bereits vor vielen Jahren wegen technischer und hygienischer Unzulänglichkeit geschlossene Lebensmittelbetriebe wiedereröffnet werden. So soll nach einem Bericht der Parteizeitung "Granma" in Santiago de Cuba eine vor neun Jahren dichtgemachte Fabrikation vier Tonnen Plätzchen pro Tag herstellen. Es sei auch eine Konservenfabrik wiedereröffnet worden, die 23 Jahre lang geschlossen gewesen sei.

Und nun auch noch Schwierigkeiten beim Tabak: Das Nationale Statistikamt hatte vor kurzem mitgeteilt, dass die Anbaufläche für Tabak von 28.200 auf 19.800 Hektar geschrumpft sei. Das sei auf "finanzielle Restriktionen" zurückzuführen. Vorgesehen war den Angaben zufolge eine Ernte von 28.200 Tonnen Tabak, doch werde Kuba in dieser Saison nur 22.500 Tonnen ernten. In der Saison 2008/2009 hatte Kuba noch 25.300 Tonnen Tabakblätter produziert.

dpa