Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller (61) wird nach Medienangaben neuer "Ökumeneminister" des Papstes. Er soll im November auf Kurienkardinal Walter Kasper (76) folgen, wie der Bayerische Rundfunk (BR) und die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Kirchenkreise berichteten. Der Wechsel erfolgt demnach im November zum Ende des Kirchenjahres. Die Diözese wollte zu den Informationen nicht Stellung nehmen. "Von offizieller Seite liegt nichts vor", sagte eine Sprecherin. Müller selbst sprach zwar mit Blick auf die Spekulationen von "Unsinn", vermied aber ein klares Dementi.
Kasper ist seit dem Jahr 2001 Präsident des im Vatikan für Ökumenefragen zuständigen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Nach Erreichung der Altersgrenze hatte er im vergangenen Jahr seinen Rücktritt eingereicht, den Papst Benedikt XVI. aber zunächst nicht annahm. Kasper gilt als einer der wichtigsten Mitarbeiter des Papstes. Vor allem im katholisch-evangelischen Dialog sowie in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und den Ostkirchen spielt er eine herausragende Rolle. Der aus Heidenheim an der Brenz stammende Theologe war von 1989 bis 1999 Bischof von Rottenburg-Stuttgart.
"Das wird dann offiziell bekanntgegeben"
Müller sprach am Freitag in Cham mit Blick auf seinen möglichen Wechsel von "Gerüchten". "Manche fantasieren das Weiße und Blaue vom Himmel herunter. Das ist ohne jeden Anhalt“, so der Bischof gegenüber dem Fernsehsender TVA. "Ich glaube nicht, dass die verantwortlichen Stellen in Rom, die die Nachfolge der Kurienkardinäle und Präfekten zu entscheiden haben, sich jetzt über irgendwelche Medien in Bayern äußern werden, sondern das wird dann offiziell bekanntgegeben." Gegenwärtig sei er Bischof von Regensburg, so Müller. "Das bin ich gerne und diese Aufgabe fülle ich auch aus.“
Der gebürtige Mainzer wird seit längerem immer wieder als Nachfolger Kaspers genannt. Bislang hatte das Bistum Regensburg allerdings Berichte über einen angeblich bevorstehenden Wechsel in den Vatikan zurückgewiesen. Ein entsprechendes Dementi blieb diesmal aus. Der Bischof hat seit Jahren gute Kontakte nach Rom. Insbesondere gehört der 61-Jährige zu den 23 Mitgliedern der einflussreichen Glaubenskongregation. Joseph Ratzinger, der heutige Papst, hatte das hochrangige Gremium rund ein Vierteljahrhundert als Präfekt geleitet. Müller steht zudem an der Spitze der internationalen katholisch-lutherischen Dialogkommission und der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Schwieriges Verhältnis zu katholischen Laien
In Deutschland sorgte Müller wegen der umstrittenen Reform der Laienräte in seiner Diözese sowie wegen des Umgangs mit kritischen Pfarrern und Hochschullehrern immer wieder für Aufsehen. Als bekannt wurde, dass in Riekofen ein wegen Kindesmissbrauchs vorbestrafter Priester wieder eingesetzt und rückfällig wurde, lehnte der Bischof eine Entschuldigung ab. Unterdessen wurde darüber spekuliert, ob der Geistliche irgendwann vom Papst dauerhaft nach Rom geholt wird. Dort ist der frühere Münchner Dogmatikprofessor hoch angesehen. Mit einer Berufung zum Nachfolger Kaspers wäre mittelfristig die Kardinalswürde verbunden.