Vor allem die Orgelmusik und der Orgel-Unterricht schallten nach außen und seien für sie eine unerträgliche Lärmbelästigung, klagte sie vor der siebten Zivilkammer. Die Töne seien noch in ihrem Garten "penetrant" hörbar, "sie verbreiten traurige Stimmung und dröhnen im Kopf", sagte die Klägerin. Nachdem ein Vergleich scheiterte, will das Gericht am 18. November, dem Buß- und Bettag, ein Urteil verkünden.
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Nach jahrelangen Beschwerde-Gesprächen und -briefen verlangt die Klägerin von der Domgemeinde nun vor Gericht, dass die Lautstärke der Musik in der Kirche massiv reduziert wird. Sie wohnt seit 1972 neben dem romanisch-gotischen Dom mitten in der Stadt, einst geistliches Zentrum des ehemaligen Bistums Verden. Nebenan gibt es Kneipen und eine stark befahrene Straße. Nun möchte die Frau, dass auf ihrem direkt angrenzenden Grundstück nichts mehr von Orgelstunden und Chorproben zu hören ist.
Mittagsruhe genügt der Klägerin nicht
"24 Stunden am Tag Friedhofsruhe - damit werden sie hier nicht erfolgreich sein", warb der Vorsitzende Richter Stefan Koch für einen Vergleich. Die Grenzwerte zum Schutz gegen Lärm würden nicht überschritten, zitierte Koch die Ergebnisse entsprechender Messungen. Die Störungen seien überdies ortsüblich und zumutbar: "Orgelunterricht geht nun mal nur an einer Orgel." Zudem präge die Gemeinde mit ihren Konzerten und weiteren Veranstaltungen das kulturelle Leben der Stadt.
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Koch bot der Klägerin eine Mittagsruhe zwischen 13 Uhr und 15 Uhr an, auf die sich die Domgemeinde nach den Worten ihres Kirchenmusikdirektors Tillmann Benfer "grundsätzlich" eingelassen hätte. Ansonsten solle die Orgel möglichst leise tönen, bot der Musiker an. Doch die Klägerin sah "keinen Raum für einen Vergleich". Anders als Konzertbesucher könne sie sich der Musik nicht entziehen. "Das reißt mich einfach runter, da kann ich nicht fröhlich empfinden." Benfer kritisierte gegenüber dem epd, die Klägerin wolle "den Dom mundtot machen".
Der Dom in seiner heutigen Form stammt aus dem Jahr 1490. In seiner über fünfhundertjährigen Geschichte hat Musik stets eine wichtige Rolle gespielt. Quellen aus dem Ende des 13. Jahrhunderts belegen bereits die Existenz einer Kantorei. Heute gibt es im Verdener Dom vier Orgeln - vom kleinen Instrument mit fünf Registern bis zur großen, spätromantischen Orgel auf der Westempore mit 54 Registern.