Nach einer Serie von zwei Dutzend Selbstmorden bei France Télécom hat der Konzern die Nummer zwei in der Führungsetage ausgewechselt. Stéphane Richard (47) sei zum beigeordneten Generaldirektor ernannt worden, teilte France Télécom am Montag in Paris mit. Er rücke damit an die Stelle von Louis-Pierre Wenes, der um seine Ablösung gebeten habe. Wenes galt Gewerkschaften und Mitarbeitern als Symbol für das verschlechterte Betriebsklima. Wenes wiederum hatte den Gewerkschaften vorgeworfen, sie würden die Suizide in den Medien für ihre Zwecke ausnutzen.
Richard dagegen gilt als möglicher Nachfolger für Konzernchef Didier Lombard, der wegen der Selbstmordserie in Folge der Umstrukturierung erheblich unter Druck gekommen ist. Richard war von 2007 bis 2009 Kabinettsdirektor von Wirtschaftsministerin Christine Lagarde und steht Präsident Nicolas Sarkozy nahe. Er soll gute Drähte zu den Gewerkschaften haben. Lagarde hatte Konzernchef Lombard ihr Vertrauen ausgesprochen, ihn aber aufgefordert, etwas gegen die Selbstmordserie zu unternehmen und ließ sich auch das Konzept erklären. Dieses sieht einen neuen Sozialplan sowie die verstärkte Unterstützung von psychisch labilen Mitarbeitern vor. Die Angehörigen der Selbstmordopfer der vergangenen Monate sollen ebenfalls psychologische Hilfe sowie Geld bekommen. Außerdem soll der derzeit geltende Versetzungsstopp bis zum Jahresende verlängert werden. Das Online-Magazin Mediapart veröffentlichte kürzlich ein Video, das zeigt, wie sich Lombard in einer internen Ansprache flapsig über angeblich unterbeschäftigte Beschäftigte äußert.
In den vergangenen 18 Monaten hatten sich 24 Mitarbeiter von France Télécom das Leben genommen. Mehrere nannten in Abschiedsbriefen die Arbeitsbedingungen als Motiv. Zuletzt hatte sich am 28. September ein 51 Jahre alter Beschäftigter in einem Callcenter bei Annecy von einer Brücke in den Tod gestürzt. In einem Abschiedsbrief habe der Familienvater das Arbeitsklima in dem Konzern als Motiv für die Tat genannt, berichtete der französische Radiosender France Info.
Die Gewerkschaften werten das als Ergebnis der unmenschlichen Arbeitsbedingungen und des Programms "time to move" zum schnellen Stellenwechsel. In den vergangenen Jahren hatte der frühere Staatskonzern 22.000 Stellen gestrichen und 7.000 Mitarbeiter versetzt.