EU will Forschungsgelder für neue Energien verdreifachen

EU will Forschungsgelder für neue Energien verdreifachen
Angesichts des Klimawandels verlangt die Europäische Union verstärkte Investitionen in saubere Energiequellen. Die Forschungsausgaben sollen deutlich erhöht werden.

Die EU-Kommission hat Industrie und öffentliche Geldgeber aufgerufen, in den nächsten zehn Jahren 50 Milliarden Euro zusätzlich in die Erforschung sauberer Energiequellen zu investieren. Die Ausgaben müssten nahezu verdreifacht werden, sagte Forschungskommissar Janez Potocnik am Mittwoch in Brüssel. Er legte einen detaillierten Finanzierungsvorschlag für die Weiterentwicklung CO2-armer Energien vor. Demnach soll die EU die Forschungsausgaben für Technologien wie die Solar-, die Wind- und die Atomkraft von drei auf acht Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.

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Öffentliche und private Akteure müssten ihre Ressourcen bündeln und zusammenarbeiten, forderte die EU-Kommission. Die EU gebe im Bereich nichtnuklearer Energien mehr aus als die USA, so die Behörde unter Verweis auf Zahlen von 2007. Dennoch könne sie weniger Ergebnisse vorweisen. Grund seien unter anderem nationale Einzelgänge in der EU, die zur Zersplitterung des Sektors Forschung und Entwicklung führten.

Kohlekraft in der Kritik

Die EU schlägt unter anderem vor, 16 Milliarden Euro in die Sonnenenergie, neun Milliarden in die Bioenergie und sechs Milliarden in die Windkraft zu investieren. Außerdem sollen sieben Milliarden in die Erforschung der Atomkraft und 13 Milliarden in die Verbesserung von Kohlekraftwerken und ähnliche Maßnahmen fließen. Letztere beiden Initiativen sorgten bei Umweltschützern für heftige Kritik. "Die EU setzt weiter auf die Subventionierung veralteter Technologien wie Atom und Kohle", erklärte die Organisation Greenpeace.

Die EU habe die Chance, ihr Energiemodell in ein "saubereres, tragfähigeres und weniger abhängiges System umzuwandeln", erklärte dagegen Energiekommissar Andris Piebalgs. Dazu gehöre auch die Entwicklung von Atomkraftwerken, die sicherer seien und weniger Nuklearabfälle produzierten als heutige Anlagen, so die Kommission. Besondere Hoffungen setzt die EU allerdings in die Windenergie: Diese hat laut dem Kommissionsbericht das Potenzial, im Jahr 2020 bis zu einem Fünftel der europäischen Stromversorgung zu bestreiten.

"China ist auf gutem Weg"

Auch die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris rief die Industriestaaten zu stärkeren Anstrengungen zum Klimaschutz auf. Die USA und Europa müssten ihren Kohlendioxidausstoß bis 2020 deutlich stärker reduzieren als geplant, sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch). China hingegen sei mit seinen Programmen, Strom aus erneuerbaren Quellen sowie aus Kernkraft zu gewinnen und Effizienzstandards zu verschärfen, bereits auf gutem Weg. Das Land könnte 2020 zum Spitzenreiter im internationalen Klimaschutz werden, sagte Birol.

Die Wirtschaftskrise biete den Industrieländern eine "einmalige Gelegenheit", ihren Energiesektor zu reformieren, sagte der Experte weiter. Der Verbrauch an fossilen Brennstoffen und damit der Ausstoß von Kohlendioxid werde im Jahr 2009 um drei Prozent sinken, viele Investitionen seien wegen der Rezession verschoben worden. Auf ein Signal des Kopenhagener Klimagipfels im Dezember hin könnten die Investoren beginnen, ihr Geld in umweltfreundlichere Technik umzulenken, so Birol.

Neues Abkommen

In Kopenhagen soll ein neues Klimaabkommen beschlossen werden, das das Kyoto-Protokoll ersetzt. Dieses läuft 2012 aus. Im Kyoto-Protokoll verpflichteten sich Industrieländer, ihre Emissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Nun sollen neue Ziele festgelegt werden. Nach Einschätzung des Weltklimarats müssen die Industrienationen ihre Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 Prozent verringern, um die Erderwärmung unter der kritischen Marke von zwei Grad Celsius zu halten.

epd