Der künftige evangelische Militärbischof Sigurd Rink hält Bundeswehr-Auslandseinsätze für geboten, wenn nur dadurch eine Eskalation von Gewalt verhindert werden kann. "Es gibt Situationen, in denen die Völkergemeinschaft eingreifen muss, um größeres Unglück zu verhindern", sagte Rink der "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe). Dabei verwies der evangelische Theologe auf den Völkermord in Ruanda 1994.
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Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) schließt weitere Kampfeinsätze der Bundeswehr nicht aus. Verantwortung zu übernehmen, heiße nicht, "dass wir uns kritiklos in jeden Konflikt stürzen", sagte sie im "Tagesspiegel am Sonntag". Anderseits sollten die Deutschen nicht darauf vertrauen, dass irgendjemand schon die Probleme löse, "die uns früher oder später erreichen". Zwischen diesen beiden Polen gebe es einen verantwortungsvollen Weg, sagte die Ministerin.
Bundespräsident Joachim Gauck hatte kürzlich gefordert, dass Deutschland sich mehr außenpolitisch engagieren müsse. Dazu gehöre auch, militärische Einsätze "als letztes Mittel nicht von vornherein zu verwerfen". Rink sagte, da sei "eine ganze Menge dran": "Gauck hat sich aber sehr klar ausgedrückt und deutlich gemacht, dass Militäreinsätze eine 'Ultima Ratio' sein müssen." Kritisch äußerte sich Rink, der am Dienstag sein Amt antritt, zu den internationalen Einsätzen in Afghanistan und im Irak. Die Ziele eines Einsatzes müssten vorab ebenso geklärt werden wie die Zusammenarbeit mit zivilen Organisationen.
Sigurd Rink wird der erste hauptamtliche evangelische Militärbischof. Der 53-Jährige war bislang in Wiesbaden als Propst für die Kirchenregion Süd-Nassau zuständig. Rink kündigte an, er werde sich alle der derzeit 14 Bundeswehr-Auslandseinsätze bei Besuchen anschauen. Rund 4.300 Bundeswehrsoldaten sind gegenwärtig außerhalb Deutschlands eingesetzt.
Von der Leyen sagte, man könne auch durch Nichthandeln schuldig werden. Zurückhaltung im Sinne von "Ich halte mich da raus" sei keine Haltung für eine erwachsene und starke Demokratie, die Freiheit und Frieden verpflichtet sei. Ein Einbringen Deutschlands bei internationalen Krisen könne diplomatisch, wirtschaftlich oder gegebenenfalls militärisch aussehen, sagte die Ministerin. So gelte beispielsweise für Afrika die Linie, dass die Europäer den Afrikanern keine Konzepte aufzwingen wollen.