Franzose rückt an die Spitze der Vatikanbank

Franzose rückt an die Spitze der Vatikanbank
Mit einem Führungswechsel startet die Vatikanbank eine neue Reformphase: Der französische Geschäftsmann Jean-Baptiste de Franssu (51) löst den Deutschen Ernst von Freyberg (55) ab, der seit Februar 2013 an der Spitze des "Instituts für religiöse Werke" (IOR) stand. Nach dem Willen der vatikanischen Gremien soll die neue Spitze unter Leitung des Franzosen die nächsten Reformschritte des Geldinstituts umsetzen, das wegen Korruptions- und Geldwäsche-Vorwürfen in die Schlagzeilen geraten war.

Mit einem Führungswechsel startet die Vatikanbank eine neue Reformphase: Der französische Geschäftsmann Jean-Baptiste de Franssu (51) löst den Deutschen Ernst von Freyberg (55) ab, der seit Februar 2013 an der Spitze des "Instituts für religiöse Werke" (IOR) stand. Nach dem Willen der vatikanischen Gremien soll die neue Spitze unter Leitung des Franzosen die nächsten Reformschritte des Geldinstituts umsetzen, das wegen Korruptions- und Geldwäsche-Vorwürfen in die Schlagzeilen geraten war.

Zugleich wurden weitere Strukturreformen für die Güterverwaltung, den Pensionsfonds und die Medien des Vatikan angekündigt.

Neben Präsident Franssu wurden fünf weitere Verwaltungsratsmitglieder für die Bank berufen. Unter diesen befindet sich neben dem deutschen Banker und ehemaligen Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Boersig (65), auch die US-amerikanische Juristin Mary Ann Glendon. Sie war kurzzeitig Botschafterin ihres Landes beim Heiligen Stuhl.

Freyberg stand seit Februar 2013 an der Spitze der Vatikanbank. In der ersten Reformphase des Geldinstituts habe er für Fortschritte bei der Einführung internationalen Standards gesorgt, sagte der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, der australische Kurienkardinal George Pell. Wegen anderer Verpflichtungen stehe Freyberg nicht in Vollzeit für die Bank zur Verfügung. Der Manager ist Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Schiffswerft Blohm + Voss sowie Mitglied in weiteren Aufsichtsräten.

"Meine Mission ist erledigt", sagte Freyberg der "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe). Nach der Überprüfung von 16.300 Kunden sei die Bank jetzt sauber: "Das war mein Ziel." Die Arbeit für die Vatikanbank habe sich positiv auf seinen Glauben ausgewirkt, fügte Freyberg hinzu: "Mein Glaube ist gestärkt. Ich bin stolz, der Kirche dienen zu dürfen. Zugleich ging der bisherige Chef der Vatikanbank mit der Kurie hart ins Gericht: "Manchmal hat man das Gefühl, dass sich gerade an der Kurie nicht nur die besten Köpfe, sondern auch große Intriganten tummeln." Er habe nahezu alle Beraterverträge bei der Bank gekündigt. 200 Mal habe er Anzeigen wegen des Verdachts auf Geldwäsche gestellt und 3.000 Konten geschlossen, sagte Freyberg.

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Das vatikanische Wirtschaftssekretariat beschloss den Angaben zufolge zudem die Einrichtung eines Schatzamtes für den Heiligen Stuhl. Die entsprechenden Kompetenzen werden demnach künftig von der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA) ausgeübt. Diese solle die Beziehungen zu allen wichtigen Zentralbanken pflegen. Die APSA werde damit für die Liquidität und finanzielle Stabilität des Heiligen Stuhls sorgen, sagte Pell. Die Abteilung der APSA für Liquidität und Immobilienverwaltung wird auf das Wirtschaftssekretariat übergehen, um zu einer effektiven Kontrolle des vatikanischen Finanzwesens beizutragen.

Das Wirtschaftssekretariat plant nach den Worten Pells, im Herbst einen Haushalt für 2015 aufzustellen. Künftig sind demnach alle Vatikanbehörden gehalten, einen eigenen Haushalt vorzulegen. Für außerplanmäßige Ausgaben, seien die betreffenden Behörden verantwortlich, sagte der Kurienkardinal.

Experten sollen den Angaben zufolge in den nächsten Monaten auch Vorschläge für eine Neuordnung des Rentenfonds und der vatikanischen Medien erarbeiten. Die Arbeitsgruppe, die für verstärkte Koordination und bessere Verbreitung der Vatikanmedien bei gleichzeitiger Senkung der Kosten sorgen soll, wird von dem Briten Christopher Patten, Kanzler der Universität Oxford und ehemaliger EU-Kommissar, geleitet. Die Zahl der Mitarbeiter der vatikanischen Medien stehe in keinem Verhältnis zur Zahl ihrer Nutzer, sagte Kurienkardinal Pell.