Migrationsforscher für Debatte über gerechte Verteilung von Flüchtlingen

Foto: dpa/Oliver Mehlis
Migrationsforscher für Debatte über gerechte Verteilung von Flüchtlingen
Der Migrationsforscher Steffen Angenendt setzt darauf, dass die EU-Mitgliedstaaten die gerechte Verteilung von Flüchtlingen stärker diskutieren.

Eine von ihm verfasste Studie zur europäischen Flüchtlingspolitik ziele darauf ab, diese Debatte anzuregen, sagte der Wissenschaftler von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Das Dublin-Abkommen habe die ungleiche Verteilung zunächst festgeschrieben. Staaten wie Italien oder Griechenland, die nicht so viele Flüchtlinge aufnähmen, hätten kein besonders großes Interesse, darüber eine neue Diskussion zuzulassen.

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Angenendt verwies darauf, dass in Griechenland das ganze Asylsystem nicht funktioniere. Dabei gebe es eine europäische Verantwortung: "Wenn Griechenland seinen Verpflichtungen aus den Richtlinien nicht nachkommen kann, aus welchen Gründen auch immer, landen die Flüchtlinge in den anderen EU-Staaten." Deshalb könne man nicht sagen, dass dies ein allein griechisches Problem sei. "Wir brauchen unbedingt diese Diskussion, was es denn heißt eine faire Verantwortungsteilung."

Angenendt zeigte sich selbst über die Ergebnisse der Studie überrascht, die zeige, dass in Italien und Griechenland zwar viele Flüchtlinge ankämen, aber nicht blieben. Die Zahlen zeigten, dass Schweden unter den EU-Staaten am meisten Flüchtlinge aufgenommen habe. Auf der anderen Seite stünden Länder wie Portugal, Estland und Lettland, die sehr viel weniger aufgenommen hätten.

Der Forscher wies darauf hin, dass Deutschland seine Verantwortung in der EU durchaus ernst nehme und noch zusätzlich syrische Flüchtlinge aufgenommen habe. "Da ist Deutschland eben auch eines der führenden EU-Länder und ich finde durchaus vorbildhaft, was die Aufnahme betrifft", sagte Angenendt. "Ich glaube, wir können ein bisschen stolz darauf sein, was wir an Flüchtlingsaufnahme geleistet haben in den vergangenen Jahren." Das heiße aber nicht, dass man nicht mehr machen könne. Die Bundesregierung solle zudem andere EU-Staaten dazu anhalten, mehr Verantwortung zu übernehmen.