Trauer um Historiker Wehler

Trauer um Historiker Wehler
Er galt als einer der einflussreichsten Historiker Deutschlands. Spitzenvertreter aus Politik und Wissenschaft würdigten den am Wochenende gestorbenen Geschichtswissenschaftler Hans-Ulrich Wehler.

Der Historiker Hans-Ulrich Wehler ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren in der Nacht zum Sonntag, wie die Universität Bielefeld am Montag mitteilte. Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bezeichneten Wehler als einen der bedeutendsten Historiker Deutschlands. Gauck würdigte den Autor der fünfbändigen "Deutschen Gesellschaftsgeschichte" als "eine unverwechselbare Instanz der Orientierung in unserer Gesellschaft, die auf Vorbilder und auf Maßstäbe angewiesen bleibt".

###mehr-artikel###

Wehler habe mit seinem sozialwissenschaftlich fundierten Forschungsansatz die Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik Deutschland entscheidend beeinflusst, erklärte die Universität Bielefeld, an der Wehler bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 lehrte. Der Freiburger Historiker Ulrich Herbert würdigte Wehler als den "vermutlich einflussreichsten unter den deutschen Historikern". An seinem Werk komme keiner vorbei, sagte Herbert im Stuttgarter SWR-Radio.

Der in Freudenberg bei Siegen geborene Historiker setzte sich in zahlreichen Publikationen kritisch mit der jüngeren deutschen Geschichte auseinander. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1996 hatte der Wissenschafter den Lehrstuhl für "Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung des 19. und 20. Jahrhunderts" inne. 1987 veröffentlichte er das fünfbändige Standardwerk "Deutsche Gesellschaftsgeschichte", das die Zeit von 1700 bis 1990 abdeckt. Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt Wehler zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen.

"Mehr als andere Historiker hat er die soziale Dimension historischer Prozesse, ihre Ursachen und Wirkungen, beschrieben", hob Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in einem Kondolenzbrief hervor. Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) würdigte Wehler als "hellwachen Begleiter der aktuellen politischen Debatte" und prägenden Erneuerer der Geschichtswissenschaft. Seine "Deutsche Gesellschaftsgeschichte" werde für viele Generationen ein Standardwerk der deutschen Geschichtsschreibung bleiben.

Zu den herausragenden Auszeichnungen seiner wissenschaftlichen Laufbahn gehörten der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen (2003) und die Helmholtz-Medaille, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2004).