Der Publizist Jakob Augstein hält den gemeinsamen Rechercheverbund von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" für wettbewerbsverzerrend. Die "Süddeutsche Zeitung" profitiere in erheblichem Maß von den Ressourcen des Rundfunks, sagte Augstein dem epd am Rande der Jahreskonferenz des Journalistenvereins "Netzwerk Recherche" am Samstag in Hamburg. Mit dieser Kooperation würden Leistungen ausgetauscht, die die Stellung der "Süddeutschen Zeitung" gegenüber den anderen Zeitungen am Markt deutlich verbessere.
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Einerseits begrüße er die Ergebnisse und Geschichten, die der Rechercheverbund bislang hervorgebracht hat, sagte der Verleger der Wochenzeitung "Der Freitag". Auf der anderen Seite sei diese Kooperation schlecht für die Medienlandschaft, weil sie ein Einstieg in die gebührenfinanzierte Presse darstelle, sagte Augstein. "Ich habe Sorge vor einer Infektion des freien Pressewesens mit Mechanismen des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks." Als größstes Problem bezeichnete es Augstein, dass die Verantwortlichen sich selber dieser Bedenken bewusst seien, sie aber herunterspielten.
Der Intendant des Norddeutschen Rundfunk, Lutz Marmor, wies die Kritik der Wettbewerbsverzerrung zurück. "Wir haben keinerlei Interesse daran, die 'Süddeutsche' zu subventieren", sagte Marmor. Sein Sender habe gerade zwei Sparrunden hinter sich und verfüge über knappe Budgets. Der NDR befinde sich mit dem Rechercheverbund im Kern seines Auftrages. "Wir wollen damit ausprobieren, den investigativen Journalismus weiter nach vorn zu bringen." Sicherlich hätten sowohl die "Süddeutsche Zeitung" als auch der NDR von der Kooperation ihre Vorteile. Wenn so etwas aber nicht mehr möglich sein dürfe, wäre das ein Verlust für die deutsche Medienlandschaft.
Die Jahreskonferenz des "Netzwerks Recherche" steht in diesem Jahr unter dem Motto "You'll never walk alone" ("Du gehst nie allein") und setzt sich vor allem mit dem Thema Überwachung auseinander.