Es sei eine Aufgabe der Politik, die richtigen Rahmenbedingungen für die Zukunft zu setzen. Dabei seien soziale Sicherungssysteme ebenso gefragt wie lebendige Nachbarschaften und gesunde Wohnquartiere, sagte der Theologe bei einem familienpolitischen Symposium der EKD.
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Die Kirche müsse in dieser Debatte die Stimme erheben, ergänzte Schneider: "Weil wir aus den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen die Bedarfe der Familien kennen, mischen wir uns ein". Es müsse darum gehen, von der Kinderkrippe bis zur Kurzzeitpflege ausreichende und hochwertige Sorgestrukturen für Familien zu schaffen. "Familien brauchen professionelle Partner, aber auch lebendige Netzwerke", sagte der Ratsvorsitzende.
Ehe hat für die Kirche Leitbildcharakter
Dass in Ostdeutschland 61 Prozent der Kinder nichtehelich geboren werden, gefalle ihm "nicht wirklich", sagte Schneider. Es müsse aber darum gehen, die veränderte Lebenswirklichkeit von Familien hinzunehmen. Besonders prekär sei die Situation alleinerziehender Mütter und Väter, sagte Diakonie-Vorstandsmitglied Maria Loheide. "Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sie ausreichend beachtet werden", betonte sie.
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Schneider ging auch auf die umstrittene Orientierungshilfe "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit" ein, die von der EKD vor einem Jahr vorgelegt wurde. In deren Zentrum stehe eine zeitgemäße Familienpolitik. Die lebhafte theologische Debatte über das Familienpapier begrüße er vorbehaltlos, sagte der Ratsvorsitzende. Die evangelische Kirche betone "den Leitbildcharakter von Ehe auch unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und bei neuen Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens." In einer pluralistischen Gesellschaft müsse sich Familienpolitik jedoch nicht nur an einem Leitbild, sondern auch an den vorfindlichen Lebenslagen der Menschen orientieren, sagte Schneider mit Hinweis auf die zunehmende Vielfalt der Lebensformen.
Die Orientierungshilfe hatte eine Expertenkommission unter Vorsitz der früheren Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) erarbeitet. Angesichts des gesellschaftlichen und demografischen Wandels sowie der Anpassungen im Familienrecht soll das Papier eine "evangelische Verständigung über Ehe, Familie und Partnerschaft" anregen. Kritik entzündete sich vor allem am Eheverständnis des Papiers: In den Augen der Kritiker entwertet es die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau und belastet die Ökumene.