Weltkirchenrat warnt vor islamistischem Terror

Weltkirchenrat warnt vor islamistischem Terror
"Christen und Muslime sind bedroht": Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, hat vor einem weiteren Erstarken des militanten Islamismus gewarnt. Terrorgruppen wie der "Islamische Staat im Irak und in Syrien" (Isis) und Boko Haram in Nigeria bedrohten sowohl Christen als auch Muslime, sagte Tveit am Mittwoch in Genf.

Der 350 christliche Kirchen umfassende Weltkirchenrat wolle mit allen Muslimen zusammenarbeiten, die Frieden und Dialog wünschten, erklärte Tveit zum Auftakt der Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses. Er unterstrich jedoch, dass der islamistische Terror ein "Sicherheitsproblem" sei. Die zuständigen Behörden müssten diese Gefahr in den Griff bekommen. Die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, die Kenianerin Agnes Abuom, betonte, dass viele christliche Kirchen nicht wüssten, wie sie auf die Extremisten reagieren sollten.

Die Isis-Milizen haben weite Teile Syriens und Iraks unter ihre Kontrolle gebracht. Boko Haram überzieht Nigeria mit einer massiven Terrorwelle. Auch in anderen Ländern Afrikas und Asiens operieren bewaffnete islamistische Fanatiker.

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Der 150 Mitglieder umfassende Zentralausschuss ist das Leitungsgremium des ÖRK. Er trat am Mittwoch zu einer knapp einwöchigen Sitzung zusammen. Die Ausschussvorsitzende Abuom machte in ihrer Rede vor den Mitgliedern des Gremiums die marktwirtschaftliche Ordnung für die "alarmierende" Ungleichheit auf der Welt verantwortlich. Die 85 reichsten Menschen hätten ein größeres Vermögen als die 3,5 Milliarden ärmsten Menschen zusammen, kritisierte sie.

Die Doktrin des grenzenlosen Wachstums vergrößere die Kluft zwischen Arm und Reich weiter, unterstrich die Anglikanerin. "Täglich sterben Menschen wegen Mangels an Essen." Investoren aus den EU-Ländern, den USA und China hätten bei ihrem Engagement in armen Ländern nur ihre Profite im Auge, beklagte Abuom. Viele Kirchen bekämpften die Armut nicht entschlossen genug, fügte die Kenianerin hinzu. Sie konzentrierten sich stattdessen auf ihre eigenen finanziellen Probleme.

ÖRK-Generalsekretär Tveit hielt in seinem Bericht für den Zentralausschuss fest, dass die Entwicklung des Genfer ÖRK-Areals mit "bestimmten Risiken" verbunden sei. Für 2016 erwartet Tveit grünes Licht für die nötigen Baugenehmigungen. Das rund 35.000 Quadratmeter große Gelände soll teilweise bebaut werden, um Einnahmen aus Pacht, Vermietung und Verkauf zu erzielen. Hintergrund ist eine finanzielle Schieflage im ÖRK-Pensionsfonds, durch die der Weltkirchenrat einen Kredit von knapp 20 Millionen Euro aufnehmen musste. Mit den erhofften Einnahmen soll der Kredit getilgt werden.

Die Kirchen des ÖRK repräsentieren mehr als 500 Millionen Gläubige. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied.