Reaktionen auf Nikolaus Schneiders Rücktritt

Foto: epd-bild / Andreas Schoelzel
Nikolaus Schneider (l.) und Dieter Graumann, Präsident des Zentralats der Juden, im November 2013.
Reaktionen auf Nikolaus Schneiders Rücktritt
Vetreter aus Kirche und Politik bedauern den überraschenden Rücktritt vom EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Er hatte heute mitgeteilt, dass er sein Amt niederlegt, weil seine Frau Anne an Krebs erkrankt ist.

Katholische Bischofskonferenz würdigt Schneider als Brückenbauer

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat sich betroffen über den angekündigten Rückzug des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, geäußert. Schneider sei ein "verlässlicher Brückenbauer in der Ökumene", erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Montag in Bonn. Er dankte ihm für das vertrauensvolle Verhältnis. "Es ist gut, dass wir noch einige Monate haben, in denen wir weiter ökumenische Fragen erörtern können", fuhr der Münchner Erzbischof fort.

Marx sagte, er sei seit vielen Jahren mit dem Ehepaar Schneider herzlich verbunden und schätze beide als aufmerksame Gesprächspartner sowie treue Wegbegleiter. "Die kommenden Monate sind sehr schwer, und da wollen Nikolaus und Anne Schneider Zeit füreinander haben", ergänzte der Kardinal: "Davor habe ich großen Respekt." Sein Gebet werde Schneider und seine Familie, vor allem seine Frau, begleiten.

Zentralrat der Juden bedauert Rücktritt

Der Zentralrat der Juden hat den überraschenden Rücktritt von Nikolaus Schneider als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bedauert. "Die Nachricht und die traurigen Umstände des Rücktritts des EKD-Ratsvorsitzenden habe ich mit tiefem Schmerz und mit sehr großer persönlicher Betroffenheit zur Kenntnis genommen", sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann am Montag in Berlin.

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Graumann verwies auf die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schneider und dem Zentralrat der Juden. Schneider sei "stets ein verlässlicher Partner und wahrer Freund" gewesen, sagte er. Der Zentralrat der Juden hatte Schneider im vergangenen Jahr mit seinem höchsten Preis, dem Leo-Baeck-Preis, ausgezeichnet.

Zugleich äußerte Graumann großes Verständnis für die Entscheidung und zollte dem evangelischen Theologen Respekt. Der Zentralrat wünsche dem Ehepaar Schneider für die kommende Zeit viel Kraft und Zuversicht. "Unsere Gedanken und Gebete werden sie begleiten", sagte Graumann.

Bundesregierung sendet gute Wünsche

Die Bundesregierung äußerte Respekt für Schneiders Schritt. Man begleite die Entscheidung mit allen guten Wünschen für ihn und seine Ehefrau, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel bedankte sich in einem Brief an Schneider für die gute Zusammenarbeit. Der EKD-Ratsvorsitzende sei zu einer "aufrichtigen Stimme für soziale Gerechtigkeit" geworden.

Käßmann: "Mein ganzes Mitgefühl gilt Anne Schneider"

Mit Anteilnahme hat die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann auf die Ankündigung ihres Nachfolgers Nikolaus Schneider reagiert, wegen einer Krebserkrankung seiner Frau das Amt an der Spitze Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) niederzulegen. "Mein ganzes Mitgefühl gilt Anne Schneider", sagte sie am Montag auf epd-Anfrage in Berlin. Es sei großartig, dass ihr Mann ihr so entschlossen zur Seite stehen wolle, auch wenn sein Rückzug einen großen Verlust für die EKD bedeute.

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Margot Käßmann war vor acht Jahren in ihrer Amtszeit als hannoversche Bischöfin selbst an Krebs erkrankt. "Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Betroffenheit anderer auch einen zusätzlichen Druck darstellen kann", sagte sie. Sie wünsche daher den Eheleuten Schneider "die Ruhe, die sie mit ihren Töchtern brauchen, um den Schock der Diagnose und die Belastung durch die Behandlung miteinander als Familie tragen zu können". Nikolaus Schneider war 2009 nach dem überraschenden Rücktritt Käßmanns von ihren kirchlichen Ämtern in den EKD-Ratsvorsitz gefolgt.