Dass Unternehmensberater zumindest im Film gefährlich leben, ist bekannt: Wann immer sie in einem Betrieb auftauchen, sind böse Blicke und Beleidigungen noch die harmloseste Form der Anfeindung. Immerhin hat das Fernsehen mit dieser Berufsgruppe eine Möglichkeit gefunden, ein schwieriges Genre in den Griff zu bekommen. Wirtschaftskrimis haben ja den Nachteil, dass sie sehr komplexe Zusammenhänge auf einen auch für Laien verständlichen Nenner bringen müssen. Stellt man allerdings Unternehmensberater ins Zentrum und zeigt, dass ihre Arbeit Gefahr für Leib und Leben mit sich bringt, ergeben sich naturgemäß spannungsfördernde Momente.
Ungereimtheiten in der Unternehmensführung
Deshalb beginnt "Ein mörderisches Geschäft" auch spektakulär: Ein Mann wird vorsätzlich überfahren. Da das Opfer von Hauptdarsteller Devid Striesow verkörpert wird, ist man emotional schon mittendrin in der Handlung, die nun als Rückblende erzählt wird: Tom Winkler (Striesow) und seine Mitarbeiter werden nach Oberhausen geschickt, um eine Maschenfabrik auf Herz und Nieren zu überprüfen. Zum Team gehört auch Alina Liebermann (Christiane Paul), die von ihrem Chef (Jürgen Heinrich) auf Tom angesetzt wird.
Schon allein die Konstellation dieser Figuren (Buch: Regisseur Martin Eigler und Sönke Lars Neuwöhner) ist äußerst reizvoll, denn Striesow verkörpert den Unternehmensberater zwar sympathisch, versieht ihn aber zudem mit einer gewissen Verbissenheit. Deshalb lässt Tom auch nicht locker, als er Hinweise auf krumme Geschäfte entdeckt: Offenbar hat das Unternehmen Kredite, für die das Land gebürgt hat, keineswegs in Oberhausen, sondern im Ausland investiert. Am Geschäftsführer Siebert (Friedrich von Thun) beißt sich jedoch selbst Tom die Zähne aus.
Geschickt ergänzt das Drehbuch die Suche nach den Ungereimtheiten in der Unternehmensführung um private Komponenten. Siebert, ein Patriarch von altem Schrot und Korn, ist eigentlich eine tragische Figur, weil seine Ehe (als Gattin: Kirsten Block) bloß noch auf dem Papier existiert. Dass Alina ein Auge auf Tom werfen soll, ist ein gemeiner Trick ihres Chefs Werner Altkirch, denn erstens tut sie das ohnehin bereits, und zweitens will Altkirch auf diese Weise bloß das Konkurrenzdenken zwischen den beiden Analysten anstacheln. Dabei hat das Duo schon genug damit zu tun, die gegenseitige Zuneigung jeweils für sich zu behalten.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Und dann ist ja noch der gemeinsame Feind, das Unternehmen, dem das Team eigentlich helfen soll. Lange lässt das Drehbuch offen, welche der leitenden Angesellten (unter anderem Sandra Borgmann und Michael Rotschopf) auf Sieberts Seite stehen und ob der Geschäftsführer nicht selbst hintergangen worden ist; ganz abgesehen davon, dass Altkirch noch eine alte Rechnung mit Siebert offen hat. Und während Tom noch glaubt, dass er in diesem Duell die Wahl der Waffen bestimmt, ahnt er nicht, dass längst sein Leben auf dem Spiel steht.