"In zehn Tagen ist es allenfalls möglich, Vorkehrungen für die notwendig gewordene Pflege eines Angehörigen zu treffen, mehr aber auch nicht", sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Werner Hesse, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Pflegeexperte fordert eine bezahlte Berufspause, wie sie Eltern nach der Geburt ihrer Kinder nehmen können. Die Bundesregierung beabsichtigt, für Angehörige Pflegebedürftiger ab Januar 2015 eine zehntägige bezahlte Auszeit vom Beruf einzuführen.
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Bei der Elternzeit kann ein Elternteil bis zu zwölf Monaten Elterngeld beziehen, wenn er nach der Geburt des Kindes seine berufliche Tätigkeit ruhen lassen. Die Bezugsdauer verlängert sich auf 14 Monate, wenn auch der Partner für mindestens zwei Monate aus dem Job aussteigt. Das Elterngeld macht in der Regel 67 Prozent des Einkommens aus. Der Mindestsatz beträgt monatlich 300 Euro, höchstens werden 1.800 Euro gezahlt.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert eine ähnliche Regelung für Berufstätige, die ihre pflegebedürftig gewordenen Angehörigen betreuen wollen. "Ohne ein solches Gesetz müssen sie die Pflege in fremde Hände geben oder erhebliche finanzielle Einbußen hinnehmen", sagt Hesse.
Als "echte Verbesserungen" erkennt Hesse indes einen Teil der Pflegereform an, die zum Jahreswechsel in Kraft treten soll. So begrüßt der Experte, dass die Zuschüsse zur Förderung seniorengerechten Wohnens deutlich erhöht werden: Sie steigen von 2.557 Euro auf 4.000 Euro pro Baumaßnahme.
Außerdem gibt es für alle in ihren eigenen vier Wänden versorgten Pflegebedürftigen auf Antrag 104 Euro im Monat zusätzlich. Mit diesem Geld können Pflegebedürftige aller Pflegestufen ab Januar 2015 professionelle Haushaltshilfen engagieren.
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Schließlich bringt der vorgesehene Ausbau der Tagespflege laut Hesse Verbesserungen. Denn ab 2015 werden die ambulanten Pflegeleistungen nicht mehr auf die Beträge für die Tagespflege angerechnet. "Den Pflegebedürftigen steht also deutlich mehr Geld zur Verfügung", sagt Hesse.
Trotz dieser Verbesserungen kritisiert der Sozialexperte, dass weiterhin viele Menschen bei ausgeschöpften Budgets die Pflegedienste aus ihrer Privatschatulle bezahlen müssen - und daher darauf verzichten oder den Gang zum Sozialamt antreten. "Dass zunehmend mehr Bürgerinnen und Bürger mit den Pflegekosten überfordert sind, zeigen die steigenden Zahlen derer, die ergänzend Pflegeleistungen vom Sozialamt benötigen", so Hesse. 2012 waren es nach amtlichen Statistiken 439.000 Menschen