"Es gibt Millionen von Mädchen in Nigeria, die unsere Unterstützung brauchen", sagte Müller bei seiner Reise in das afrikanische Land Dienstagnacht. Das machten auch die Demonstrantinnen deutlich, die seit der Entführung der Schülerinnen Mitte April im Nordosten des Landes auf die Straße gingen, um deren Befreiung zu fordern. "Afrika kann die Zukunft nur mit starken Frauen bestreiten", sagte Müller.
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Der Minister hält sich zu einem dreitägigen Besuch in Nigeria auf. Neben Gesprächen mit Hilfsorganisationen und Wirtschaftsvertretern ist auch ein Treffen mit dem nigerianischen Staatspräsidenten Goodluck Jonathan geplant. Müller will sich zudem mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften treffen.
"Nigeria ist ein Land der Extreme", sagte der deutsche Entwicklungsminister. So würden in manchen Regionen des Landes immer noch bis zu 90 Prozent aller Frauen und Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt: "Die Unterdrückung der Frau hat mich extrem erschüttert."
Auf Müllers Reisesprogramm stehen auch der Besuch einer im Süden gelegenen Schule für muslimische Mädchen und ein Gespräch mit Vertreterinnen der Kampagne "Bring back our girls" zur Befreiung der Schülerinnen. Offenbar sei inzwischen bekannt, wo die verschleppten Mädchen versteckt gehalten werden, sagte Müller. Nigerianischen Regierungskreisen zufolge seien sie in mehrere Gruppen aufgeteilt. "Aber der Zugriff ist sehr schwierig", da es sich um unwegsames Gelände im Wald handle.
Man könne jedoch nicht davon ausgehen, dass eine Befreiung der Schülerinnen den Terror beende. "Eine Verschleppung folgt der nächsten, das ist die Strategie des Terrors", sagte Müller. Erst vergangenen Donnerstag entführten mutmaßliche Boko-Haram-Kämpfer mehr als 20 Frauen aus einem Dorf nahe der Ortschaft Chibok, von wo die Schülerinnen verschleppt wurden. "Menschenleben haben für Boko Haram keinen Wert, es geht um Macht durch Schrecken", sagte der deutsche Minister.
Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name bedeutet "Westliche Bildung ist Sünde". Seit Anfang des Jahres sollen bei Anschlägen der Gruppe mehr als 3.300 Menschen ums Leben gekommen sein. In den vergangenen Wochen hat die Zahl der Anschläge deutlich zugenommen. Ziel von Boko Haram ist nach eigenen Angaben die Errichtung eines Kalifatsstaates im Norden Nigerias. Die Bewegung ist aber auch in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt.