Wenn Babys schreien, sollten Eltern sie umgehend beruhigen. Das sei eine ihrer Hauptaufgaben im ersten Lebensjahr der Kinder, sagte die Münchner Psychologin Fabienne Becker-Stoll am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück. Jahrzehntelang sei in Deutschland propagiert worden, Babys müssten auch mal schreien, damit sie lernten abzuwarten und nicht verwöhnt würden. "Aus den Erkenntnissen der Hirnforschung und der Bindungsforschung der vergangenen Jahre wissen wir: Das ist falsch. Man kann Kinder in diesem Alter nicht verwöhnen."
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Schon Neugeborene und Säuglinge könnten Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer entwickeln. Diese negativen Gefühle führten zu Stress. Den könnten sie aber, anders als Erwachsene, nicht allein bewältigen, sagte die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik in Bayern. Das Gehirn eines Kindes könne durch Stress nachhaltig geschädigt werden. Es drohten Angststörungen, Aggressionen oder Depressionen.
Kinder brauchten eine verlässliche körperliche Nähe, um ihre seelischen Grundbedürfnisse zu befriedigen und Stress abzubauen. Nur dann könnten sie sichere vertrauensvolle Bindungen zu den Eltern und später zu anderen Menschen aufbauen, betonte Becker-Stoll. Das wiederum sei eine der Grundvoraussetzungen für das Lernen. Leider seien diese Erkenntnisse noch nicht in der Gesellschaft angekommen.
Deshalb seien besonders Familienbildungsstätten gefordert, Eltern entsprechend zu beraten, sagte die Professorin bei der Bundestagung der rund 80 katholischen Familienbildungsstätten in Deutschland.