Mertes verwies auf mangelnde Sprachfähigkeit, Angst vor Konsequenzen sowie "Männerbündigkeit" im Klerus als Hinderungsgründe für eine weitergehende Vorbeugungsarbeit in der katholischen Kirche. Der Jesuitenpater hatte 2010 Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg publik gemacht. Die Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen hatte die katholische Kirche erschüttert.
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Der Sprecher der Opferinitative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, warf der katholischen Kirche Vertuschung und Verleugnung vor und kritisierte Defizite bei der Aufarbeitung. Die Dimension des Missbrauchs in der Kirche werde immer noch unterschätzt. Ein Mensch, der in der katholischen Kirche einen Missbrauch begangen habe, dürfe nicht mehr als Priester arbeiten, forderte Katsch. Der Unternehmensberater kritisierte mangelnde Gesprächsbereitschaft der katholischen Bischöfe mit den Opfern. Zugleich begrüßte er das geplante Treffen mit Missbrauchsopfern, das der Papst in dieser Woche angekündigt hatte.
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, warb für eine differenzierte Betrachtung im Blick auf eine pauschale Verurteilung der Täter. Er räumte ein, es gebe "kein übergeordnetes Monitoring auf der Ebene der Bischöfe." Das von der katholischen Kirche mitfinanzierte Forschungsprojekt solle auch ein Gespräch mit den Opfern ermöglichen, sagte der Bischof von Trier. Im März dieses Jahres hatten die katholischen Bischöfe einen neuen Anlauf zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle gestartet. Ein erstes Projekt zusammen mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen war 2013 gescheitert.