TV-Tipp des Tages: "Das Attentat - Sarajevo 1914" (3sat)

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TV-Tipp des Tages: "Das Attentat - Sarajevo 1914" (3sat)
TV-Tipp des Tages: "Das Attentat - Sarajevo 1914", 3. Juni, 20.15 Uhr auf 3sat
Ein Schuss, der zum Ersten Weltkrieg führte: Am 28. Juni 1914 werden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo bei einem Attentat getötet.

Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 im bosnischen Sarajewo führte schließlich zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Der Tag ist ein historisches Datum, aber kein zeitgeschichtliches; Zeitgeschichte endet mit dem Tod der Zeitzeugen. Damit das Interesse an diesem Filmstoff nicht rein akademischer Natur bleibt, haben die Verantwortlichen einen raffinierten Ansatz gefunden: Sie erzählen die Geschichte als Politthriller im Stil von Oliver Stones Kennedy-Drama "JFK". Zentrale Figur des Drehbuchs von Martin Ambrosch ist der junge k.u.k. Untersuchungsrichter Leo Pfeffer (Florian Teichtmeister), der den Mord möglichst rasch am aufklären soll und nicht ahnt, dass er bloß als Figur in einem heimtückischen Spiel missbraucht wird.

Wo sitzen die Drahtzieher?

Der jugendliche Mörder und seine nicht minder jungen Kumpane werden umgehend gefasst, sie gehören ausnahmslos einer proserbischen Jugendorganisation an. Pfeffers Vorgesetzte machen keinen Hehl daraus, dass seine Aufgabe vor allem darin besteht, das Attentat den Serben in die Schuhe zu schieben; mächtige Kräfte in Österreich und Deutschland wollen den Krieg, und der Mord am Thronfolger wäre der geeignete Anlass. Aber der korrekte Pfeffer ist der falsche Mann für eine Pro-forma-Ermittlung: Er findet raus, dass die Drahtzieher des Anschlags keineswegs in Serbien sitzen; und was zunächst wie eine Verkettung polizeilicher Pannen wirkt, könnte auch das Ergebnis eines sorgfältig durchdachten Plans sein.
Andreas Prochaska ("Das Wunder von Kärnten"), der gemeinsam mit Ambrosch auch für die bemerkenswerte Filmreihe "Spur des Bösen" verantwortlich ist, verzichtet allerdings auf typische Thriller-Elemente. Trotz moderner Kameraführung wirkt seine Inszenierung zunächst wie ein gewöhnlicher Historienfilm. Farblich zum Beispiel orientiert sich die Bildgestaltung (Andreas Berger) an jenem Stil, wie er typisch ist für Werke über diese Epoche, auch wenn das Licht bei den Innenaufnahmen sowie den nächtlichen Außenaufnahmen ausgesprochen kunstvoll ist. Je mehr man allerdings über die Hintergründe erfährt, desto stärker treten Kostüme und Ausstattung in den Hintergrund. Der etwas andere Ansatz des Dramas wird spätestens mit dem fehlgeschlagenen ersten Anschlag deutlich, den man aus Pfeffers Perspektive erlebt: Der Richter hat keine Lust, Franz Ferdinand zuzujubeln, und hört von Ferne, wie eine Bombe explodiert.

Der hierzulande kaum bekannte Florian Teichtmeister ist eine gute Wahl als Hauptdarsteller dieser österreichisch-deutschen Koproduktion, denn beide, Figur und Darsteller, wachsen gewissermaßen mit ihren Aufgaben. Dank Ambroschs klug konstruiertem Drehbuch erfährt man im Zuge von Pfeffers Recherche auch, wer dieser junge Richter ist; und warum ausgerechnet er mit den Ermittlungen betraut worden ist. Während Teichtmeister sein Format erst noch gewinnen muss, sind die weiteren Rollen umso prägnanter besetzt. Erwin Steinhauer und Friedrich von Thun zum Beispiel passen schon rein physiognomisch perfekt in die Zeit.

Markant sind auch die Auftritte von Juergen Maurer als Justizchef, der mit sanfter Stimme seine rassistischen Ansichten vorträgt. Eine besondere Rolle spielt Heino Ferch als vermeintlich gescheiterter deutscher Arzt, ein Faschist und Antisemit, dem sich Pfeffer seiner eigenen kroatisch-jüdischen Wurzeln zum Trotz verbunden fühlt. Dass der Jurist zudem noch eine Liaison mit einer reichen serbischen Kaufmannstochter (Melika Foroutan) eingeht, mag ein Tribut an entsprechende Vorlieben des Publikums sein, verdeutlicht aber auch, dass sich Privatleben und Politik nicht trennen lassen.