Experte fordert Ausbau ehrenamtlicher Hilfen für Pflegebedürftige

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Experte fordert Ausbau ehrenamtlicher Hilfen für Pflegebedürftige
Alleinlebende Pflegebedürftige sind nach einer Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege bei der Organisation ihrer Versorgung häufig überfordert.
27.05.2014
epd
Dirk Baas

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ralf Suhr, fordert deshalb, diese Personengruppe bei der Pflegereform genauer in den Blick zu nehmen. Noch werde sie "im Gesetzentwurf der Bundesregierung nicht dezidiert erwähnt", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem wirbt Suhr dafür, ehrenamtliche Unterstützungsangebote stärker auszubauen.

Suhr zufolge gelten alleinlebende Pflegebedürftigen mit hohem Pflegebedarf als Risikogruppe. "Wenn soziale Isolation, geringes Einkommen oder kognitive Einbußen zusammenkommen, können sie Störungen in der Pflegeorganisation nur schwer überbrücken." Dann bleibe oft nur der Weg in ein Pflegeheim.

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Der Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Stiftung erstellte, ist zu entnehmen, dass 44 Prozent der daheim Gepflegten alleine lebt. Etwa jeder Sechste ist auf elementare Hilfe beim Umbetten oder beim Stuhlgang angewiesen. Zudem hat jeder fünfte Alleinlebende in Krisensituationen keine Vertrauensperson.

Suhr erwartet zwar, dass ein Teil von ihnen von der Pflegereform profitieren kann, etwa durch die Erhöhung der Leistungsansprüche. "Insgesamt müssen Alleinlebende aber stärker als bisher berücksichtigt werden", fordert der Experte.

Alleinlebende sind laut Suhr auch finanziell am stärksten durch die Pflege belastet. "Mehr als die Hälfte muss monatlich durchschnittlich 400 Euro aufwenden, während größere Haushalte mit rund 230 Euro dafür deutlich weniger Geld aufbringen müssen." Das führe dazu, dass fast jeder fünfte Pflegebedürftige mit seinem Lebensstandard unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden ist: "Der Wunsch, zu Hause gepflegt zu werden, darf aber keine Frage des Geldes sein."

Suhr rief die Politik auf, die ehrenamtliche Alltagsbegleitung auszuweiten. Doch das sei nicht kostenlos zu haben. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen, Angehörigen und Pflegeprofis setze Anlauf- und Vermittlungsstellen, feste Ansprechpartner, Qualifizierung oder auch finanzielle Aufwandsentschädigungen voraus.

Auch quartierbezogene Pflege- und Betreuungsangebote müssten ausgebaut werden. Suhr regte an, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu verbessern, insbesondere für pflegende Personen wie Bekannte oder Nachbarn. Das helfe, die Situation von pflegebedürftigen Alleinlebenden zusätzlich zu stabilisieren.

Das Zentrum für Qualität in der Pflege ist eine gemeinnützige Stiftung, die Ende 2009 durch den Verband der Privaten Krankenversicherung gegründet wurde. Sie befasst sich mit den Methoden und Verfahren zur Qualitätssicherung in der Pflege und entwickelt Konzepte für die Betreuung alter Menschen.