Den Unternehmen sei es nicht gelungen, dem Fachkräftemangel strategisch und nachhaltig entgegenzuwirken, kritisierte der Geschäftsführer der Haufe Akademie Inhouse-Training & Consulting, einem der größten deutschen Anbieter für Qualifizierung und Beratung, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
"Es wurden viele Jahre verschlafen", sagt Bittlingmaier: "Wir wissen seit langem, dass der demografische Wandel vor der Tür steht, und der Fachkräftemangel resultiert daraus." Inzwischen weite sich das Problem auf Branchen aus, mit denen niemand gerechnet habe. So fehlten aktuell nicht nur Ingenieure und IT-Experten, sondern auch Fachkräfte wie etwa mehrere tausend Busfahrer.
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Die Situation werde sich bis 2020 auf dem gesamten Arbeitsmarkt verschärfen. Zahlreiche Firmen seien künftig gezwungen, mit dem Fachkräftemangel zu leben und ganze Geschäftsbereiche ins Ausland zu verlegen: "Das wird sicherlich zulasten des Wirtschaftswachstums und des sozialen Wohlstands gehen."
Zwar sei in den vergangenen Jahren in die Personalentwicklung investiert worden und gerade junge Unternehmen seien dafür bekannt, viele "innovative, ja unkonventionelle Leistungen für ihre Mitarbeiter" zu erbringen. Viele Betriebe berücksichtigten aber nicht ausreichend, dass sich das Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gewandelt habe: "Heute bewerben sich Unternehmen um die Mitarbeiter, früher war das umgekehrt", erklärte Bittlingmaier.
Um Nachwuchs zu rekrutieren und bestehendes Personal zu fördern, lägen Konzepte vor. Es werde allerdings ignoriert, was bei den Mitarbeitern ankomme. Personalentwicklung werde nur punktuell praktiziert. Führungskräften mangele es an Programmen und Anreizen, um Talente zu fördern. Nicht zuletzt weil der Personalentwicklung die Nähe zum Geschäft fehle: "Die Personalbereiche haben es nicht geschafft, in den Unternehmen gehört zu werden." Noch immer sei das Personalwesen zu wenig an das operative Geschäft gekoppelt.
Auch die Politik habe zu wenig getan, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Impulse für die Wirtschaft, wie etwa die Androhung einer gesetzlichen und verbindlichen Frauenquote, würden durch gegenteilige Entscheidungen wie das Betreuungsgeld konterkariert.