Die Kirche dürfe nicht auftreten wie eine staatliche Einrichtung, sagte er am Sonntag bei einem Gottesdienst in der Mainzer Christuskirche. In seiner Predigt erinnerte Jung an den 80. Jahrestag der Barmer Theologischen Erklärung von 1934, in der evangelische Kirchenvertreter auf Distanz zur NS-treuen Kirchenobrigkeit gegangen waren.
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Die Lehre aus den damaligen "Verbandelungen" zwischen Kirchen und dem nationalsozialistischen Regime dürfe nicht lauten, sich völlig aus politischen Fragen herauszuhalten. Eine an Christus orientierte Kirche müsse sich "an die Seite der Schwachen, der Benachteiligten, der Armen, der Fremden" stellen, forderte Jung laut Predigtmanuskript. Wegweisend sei die Barmer Theologische Erklärung auch, weil sie im Widerspruch zur NS-Ideologie klargestellt habe, dass weder der Dienst am Staat noch die Opferung des eigenen Lebens zum Seelenheil führen könne.
"Das ist die Warnung, nichts in unserem Leben religiös zu überhöhen und als allein seligmachend zu verstehen", sagte Jung. "Keine Politikerin und kein Politiker, aber auch kein Ehe- oder Lebenspartner, nicht die Familie, nicht das Volk, keine politische Ordnung, keine Wirtschaftsform, kein Wirtschaftswachstum, kein ökogerechtes Leben - nichts davon und von vielem anderen bringt Heil und Erlösung, sondern Christus allein."
Die am 31. Mai 1934 in Wuppertal-Barmen verabschiedete "Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche" gilt als zentrales Dokument des Kirchenkampfs in der NS-Zeit. In dem Dokument distanzierten die Teilnehmer der Barmer Bekenntnissynode von der Ideologie der Nationalsozialisten und von theologischen Irrlehren der nationalsozialistischen "Deutschen Christen".