Bei der Entstehung des Wohlfahrtsstaates in Europa hatten religiöse Gesichtspunkte offenbar eine weit größere Bedeutung als bisher angenommen. Positiv habe sich besonders die Konkurrenz von Staat und Kirche sowie innerhalb der Religionen ausgewirkt, erklärte der evangelische Theologe und Sozialethiker Hans-Richard Reuter am Donnerstag in Münster. So hätten in Ländern wie Deutschland und den Niederlanden Religionen viel Einsatz für den Wohlfahrtssektor entwickelt. Reuter forscht im Rahmen des Münsteraner Exzellenzclusters "Religion und Politik".
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Die schwächsten Formen des Sozialstaats fanden sich demnach in christlich-orthodox und osmanisch geprägten Staaten. Die Orthodoxie in Ländern wie Griechenland, Russland und Bulgarien habe kein konfliktreiches Gegenüber gehabt, das zu Aktivitäten im sozialen Sektor hätte führen können, sagte Reuter. Ähnliches stellte der Forscher für den Islam und die Türkei fest. Für die Studie wurden 13 europäische Länder untersucht. Nach Hochschulangaben ist es die bislang größte Untersuchung zum Einfluss von Religionen auf die Sozialstaaten Europas.