Bischof Meister: Endlager-Kommission soll Kostendebatte nicht in den Vordergrund rücken

Bischof Meister: Endlager-Kommission soll Kostendebatte nicht in den Vordergrund rücken
Vor der ersten Sitzung der Endlager-Kommission an diesem Donnerstag hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister davor gewarnt, die Debatte um die Finanzierung der Entsorgung des Atommülls in den Vordergrund zur rücken.

Es gehe darum, dafür zu sorgen, dass die nachfolgenden Generationen mit den Folgen der Nutzung der Kernenergie nicht allein gelassen werden, sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Diskussion um die Ausgaben sei momentan nicht hilfreich für die Kommissionsarbeit.

Medienberichte über einen geplanten staatlichen Atom-Fonds, der langfristig die Kosten für die Stilllegung der Atomkraftwerke übernehmen soll, hatten in den vergangenen Tagen die Debatte über die Finanzierung angefacht. "Wir sind weit davon entfernt, konkrete Schätzungen über die Kosten für die Standortauswahl, die Erkundung, die Endlagerung und die Absicherung dieses Ortes für Generationen abzugeben", unterstrich Meister. Er sieht jedoch in erster Linie die Energiekonzerne in der Pflicht, die Kosten zu tragen. Ob entsprechende Rückstellungen ausreichten, wisse jedoch zurzeit keiner.

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Vertreter von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Umweltverbänden und Kirchen nehmen an der Endlager-Kommission teil. Meister wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entsandt. Für die katholische Kirche übernimmt der CDU-Politiker Georg Milbradt den Sitz.

Die Erwartungen aus der Öffentlichkeit und innerhalb der Kommission an das Gremium seien hoch, betonte Meister. Es müssten Kriterien für eine Standortsuche für ein Atommüll-Endlager gefunden werden, die transparent sind, bestimmten internationalen Standards entsprechen und in einem hohen Konsens getroffen wurden. "Die Kriterien müssen jetzt halten, aber auch in zehn, fünfzig oder in einigen hundert Jahren. Alle Beteiligten sind sich darüber im Klaren, dass es sich um ein komplexes und sehr ambitioniertes Verfahren handelt."

Mit Blick auf den jahrzehntelangen Streit um den niedersächsischen Salzstock Gorleben als Endlager, sagte Meister: "Es ist unmöglich zum jetzigen Zeitpunkt eine objektive Haltung zu einem Standort für den Atommüll zu entwickeln." Der Theologe sieht sich zudem in der Rolle, in vielen Punkten zunächst ein "aufmerksamer Zuhörer" zu sein. Der Auftrag der Kommission sei auch ein Auftrag zur Versöhnung. Meister warnte zugleich vor dem "Begleichen von alten Rechnungen" oder "politischen Tricksereien" in der Kommission.

Bis spätestens 2016 soll die Kommission Kriterien für die Endlager-Suche erarbeiten. Durch die monatelangen Streitereien hat sich der Beginn der Arbeit bereits deutlich verzögert. Das 33-köpfige Gremium soll in der Regel öffentlich tagen. Den Vorsitz führen abwechselnd der SPD-Politiker Michael Müller und die CDU-Politikerin Ursula Heinen-Esser.