Die professionellen Medien müssten sich gegen eine wachsende Zahl "journalistisch schlichter Angebote" behaupten, die das Gebot der Trennung von Inhalten und Werbung nicht interessiere. Für christliche Medien sehen Experten gute Chancen, sich auch künftig am Markt zu etablieren.
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Heinen betonte, traditionelle Medien könnten sich gegen oftmals kostenlose Angebote nur durch Qualität durchsetzen. Doch guter Journalismus koste Geld. Angesichts zahlreicher gebührenfreier Angebote im Internet seien aber viele Nutzer immer weniger bereit, für Informationen zu bezahlen. Dank Internet und sozialen Netzwerken könne sich heute jeder Bürger publizistisch betätigen.
"Aber die immer wieder zu hörende These, dass im Internet jeder Journalist sein kann, dass wir uns gar auf dem Weg in eine redaktionelle Gesellschaft befinden, empfinde ich als naiv", betonte Heinen. Denn die von Nutzern in Blogs oder Wikis ins Netz gestellten Informationen hätten im Gegensatz zu Inhalten professioneller Medien keine Qualitätskontrolle durchlaufen: "Bei all dem geht es zunächst um subjektive Perspektiven."
Zeitungen haben Lotsenfunktion
Informationen aufzubereiten, zu strukturieren und einzuordnen sei hingegen ein kompliziertes Handwerk, das nur von gut ausgebildeten Journalisten erledigt werden könne, sagte Heinen. Den Zeitungen komme angesichts der Fülle der Informationen in der digitalen Gesellschaft eine Lotsenfunktion zu.
Eine weitere Schwierigkeit für die Medien sieht Heinen in Angriffen auf die Pressefreiheit. Immer wieder gebe es Fälle, in denen Behörden mit Abhör- und Durchsuchungsaktionen in die Schutzrechte der Presse eingriffen. "Wir erwarten, dass bei der Verfolgung vermeintlicher oder tatsächlicher Straftaten die Pressefreiheit respektiert und vor allem der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleibt", forderte der Chef des Verlegerverbandes.
"Chrismon" als positives Beispiel
Christliche Publikationen müssen sich nach den Worten von Bert Wegener, Verlagsleiter des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), in einem Umfeld behaupten, in dem weltliche Medien mit immer neuen, oftmals umstrittenen Strategien auf den Markt drängten. Diese Strategien könnten christliche Medien nicht immer übernehmen. Dennoch zeige die Entwicklung des evangelischen Monatsmagazins "Chrismon" mit seinen über eine Million Lesern, dass christliche Printmedien erfolgreich sein könnten.
Der Pressesprecher der katholischen Deutschen Bischofkonferenz, Matthias Kopp, plädierte für einen Ausbau des Online-Angebots der katholischen Kirche. Er wünsche sich zudem mehr Mut zur Werbung in eigener Sache. Der katholische Publizist Andreas Püttmann forderte, christliche Publikationen müssten auch künftig an ihrem Verkündigungsauftrag festhalten. Katholische Medien könnten aber nur dann für die Nutzer interessant sein, wenn sie auch kontroverse Diskussionen zuließen. Zu häufig verbreiteten sie Propaganda.