TV-Tipp des Tages: "Die Tote in der Berghütte" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Die Tote in der Berghütte" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Die Tote in der Berghütte", 5. Mai, 20.15 Uhr im Zweiten
Fünf Österreicherinnen haben als Kinder eine große Schuld auf sich geladen, unter der sie auch als Erwachsene noch leiden. Als sie nach vielen Jahren noch mal gemeinsam ein Wochenende in jener Berghütte verbringen, in deren Nähe sich damals das Unglück ereignete, kommen die alten Rechnungen auf den Tisch.

Arbeitstitel sind in der Regel ehrlich: weil sie oft ohne jene Schlüsselreize auskommen, die beim Zuschauer einen "Einschaltimpuls" auslösen sollen, wie es in der Fernsehsprache heißt. Das ZDF-Drama "Die Tote in der Berghütte" hieß zunächst "Blutsschwestern", was die Atmosphäre des Films viel besser trifft: Fünf Österreicherinnen haben als Kinder eine große Schuld auf sich geladen, unter der sie auch als Erwachsene noch leiden. Als sie nach vielen Jahren noch mal gemeinsam ein Wochenende in jener Berghütte verbringen, in deren Nähe sich damals das Unglück ereignete, kommen die alten Rechnungen auf den Tisch.

Stürmische Steiermark

Das Drehbuch (Agnes Pluch) zu dieser österreichisch-deutschen Koproduktion basiert auf Motiven des Romans "Warten auf Poirot" von Nora Miedler. Thomas Roth, der für das ZDF diverse Episoden zur Krimireihe "Der Kommissar und das Meer" gedreht hat, erzählt die Geschichte der fünf Freundinnen gewissermaßen als Thriller für Zuschauer, denen Thriller eigentlich zu spannend sind: Es gibt immer wieder Szenen mit großem Nervenkitzelpotenzial, aber Roth verzichtet weitgehend darauf, die Spannung auf die Spitze zu treiben. Auch wenn ein Sturm durch die Steiermark tobt und prompt der Strom ausfällt: Der Film lebt in erster Linie von seinem ausgezeichneten weiblichen Ensemble, denn die fünf Rollen sind erstklassig besetzt.

Trotzdem gibt es eine Hauptfigur: Silke Bodenbender spielt Charly, die mittlerweile in Hamburg lebt und für wenige Tage nach Graz zurückkehrt, um sich mit ihrem neuen Freund Max zu treffen. Aber Rita (Nicolette Krebitz), schon immer die Wortführerin der Gruppe, hat andere Pläne und überredet die Freundinnen zum Ausflug in die Berge. Auf dem Weg dorthin drängt sie einen Wagen von der Straße ab. Später tauchen die drei Männer aus dem Auto in der Hütte auf und bedrohen die Frauen. Kurz drauf wird Rita erschossen. Offenbar sind die Kerle zurückgekehrt, aber womöglich hat auch eine der Freundinnen Rache genommen, denn die egozentrische Rita hat alles dafür getan, damit die anderen sie hassen; Charly zum Beispiel überrascht sie mit der Mitteilung, sie sei mit Max verlobt.

Die Persönlichkeiten der Frauen fallen allerdings etwas klischeehaft aus; gerade Rita ist als böses Mädchen recht stereotyp geraten. Die Schauspielerinnen machen das jedoch wieder wett; Nora von Waldstätten, Edita Malovcic und Franziska Weisz spielen die weiteren Mitglieder dieses Clubs. Kein Wunder, dass Christopher Schärf als Max völlig farblos bleibt. Dabei hat auch er eine Schlüsselrolle: Max’ Vater war es, der damals durch einen Gewehrschuss schwer verletzt worden ist. Sein Sohn hat davon aber keine Ahnung, denn Ritas Vater (Harald Krassnitzer in einer Gastrolle) hat den Mädchen damals eingebläut, dass der Mann das Opfer eines Wilderers geworden sei.

Mit großem Geschick hat Roth die Rückblenden integriert; in einer Szene schließt Charly die Haustür auf, und die Mädchen von einst drängeln sich an ihr vorbei in die Hütte. Auf diese Weise erfährt man nach und nach, was damals passiert ist, so dass die Begegnung der Freundinnen von Anfang an unter keinem guten Stern steht; die Antipathie gerade gegen Rita tritt immer offener zu Tage. Die entsprechend gereizte Atmosphäre hat Roth ausgezeichnet eingefangen. In der ersten Hälfte resultiert die Spannung vor allem aus der Gewissheit, dass jeden Moment etwas passieren kann, in der zweiten Hälfte geht es ganz klassisch um die Frage, wer’s war.