Die Befragung der Schüler nach den Osterferien habe ein "paar Vorkommnisse" zutage gefördert, die strafrechtlich relevant sein könnten, sagte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Noah Krüger, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Deswegen würden demnächst die betroffenen Schülerinnen und Schüler befragt.
Am Dienstag hatte die Schulaufsichtsbehörde beim Landkreis Bergstraße den Direktor Siegfried Däschler-Seiler und weitere Vertreter der Odenwaldschule zum Rapport einbestellt. Die Behörde hatte zuvor der Schule vorgeworfen, über den Fall des fristlos gekündigten 32-jährigen Mathematik-, Physik- und Chemielehrers fehlerhaft informiert zu haben.
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Bei dem Treffen habe die Schule von einem weiteren Fall einer "Grenzverletzung in der Schüler-Lehrer-Beziehung" berichtet, sagte der Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf (Grüne) anschließend dem epd. Nach Schimpfs Darstellung muss die Schule dem Jugendamt und dem Schulamt "ab sofort" einen monatlichen schriftlichen Bericht über "besondere Vorkommnisse" vorlegen.
Unterdessen forderte der Elternbeirat der Schule den Erhalt der Odenwaldschule (OSO). In einem Schreiben an das hessische Sozial- und Kultusministerium sowie das Landesschulamt und den Kreis Bergstraße unterstützt der Beirat sowohl das pädagogische Konzept der Schule als auch das Präventionsprogramm. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass unsere Kinder an der OSO mindestens genauso sicher - eher noch sicherer - vor Übergriffen sind, wie sie dies an anderen Einrichtungen wären", heißt es darin.
Der Elternbeirat widerspricht in dem Papier auch den Aufsichtsbehörden, die der Schule massive Kommunikationsfehler vorhielten. Die Schulleitung habe die Eltern über den Fortgang der Ermittlungen "vollumfänglich" berichtet. Massive Kritik übte die Elternvertretung an der "einseitigen Medienberichterstattung" in dem aktuellen Fall. Durch sie sei vor allem den Kritikern der Odenwaldschule eine Plattform geboten worden. Deren Appelle zur Schließung der Reformschule schadeten nur den derzeit 197 Schülerinnen und Schülern.
Der Fall des Kinderpornos konsumierenden Lehrers findet besondere Beachtung, weil bereits zwischen 1965 und 1998 insgesamt 115 Jungen und 17 Mädchen von Lehrern und Mitschülern sexuell missbraucht wurden. Die Verbrechen wurden erst im Frühjahr 2010 nachhaltig aufgedeckt. Das Internat versprach Veränderungen, um Übergriffe künftig zu verhindern. Ab Mai wollen unabhängige Wissenschaftler aus München und Rostock untersuchen, wie es zur Häufung der Fälle an der reformpädagogischen Schule kommen konnte.