Päpste-Heiligsprechung: Eine Million Menschen werden kommen

Päpste-Heiligsprechung: Eine Million Menschen werden kommen
Papst Franziskus wird am Sonntag zwei seiner Vorgänger, die Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II., heiligsprechen. Bis bis zu eine Million Menschen werden in Rom erwartet, darunter viele Verehrer von Johannes Paul II. aus Polen. Anreisen werden zudem zahlreiche Staatsoberhäupter und Regierungschefs, darunter Polens Präsident Bronislaw Komorowski und seine Vorgänger Aleksander Kwasniewski und Lech Walesa.

Aus Deutschland werden Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) an der Messe auf dem Petersplatz teilnehmen. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, reist nach Rom. Offen ist noch, ob der emeritierte Papst Benedikt XVI. an dem Fest für die zwei neuen Heiligen teilnehmen wird.

Johannes Paul II. soll Frau aus Costa Rica geheilt haben

Das ZDF überträgt die Doppel-Heiligsprechung ab 9.30 Uhr live in einem "ZDF spezial". Auch das Bayerische Fernsehen berichtet ab 9.45 Uhr live aus Rom. Bei den Deutschen stößt die Heiligsprechung der beiden Päpste einer Umfrage zufolge überwiegend auf Kritik. 62 Prozent halten die Heiligsprechung für nicht mehr zeitgemäß, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Deutschlandtrend des ARD-"Morgenmagazins" hervorgeht. Knapp jeder Vierte findet das Ritual der Umfrage zufolge angebracht.

Der Pole Karol Wojtyla (1920-2005) war 1978 als Überraschungskandidat zum Papst gewählt worden. Sein Pontifikat war eines der längsten in der Kirchengeschichte. Er starb am 2. April 2005 mit 84 Jahren nach langem öffentlichen Leiden. Schon bei der Trauerfeier 2005 hatten viele Gläubige mit dem Ruf "Santo subito" eine sofortige Heiligsprechung gefordert. Die Heiligsprechung von Johannes Paul II. nur rund neun Jahre nach seinem Tod gilt als ungewöhnlich.

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Johannes Paul II. unterstützte aktiv die polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. 1981 wurde er bei einem Attentat durch den türkischen Rechtsextremisten Mehmet Ali Agca schwer verletzt. Während seines Pontifikats unternahm Johannes Paul II. rund 100 Auslandsreisen. Der polnische Papst, in dessen Amtszeit die Teilung Europas überwunden wurde, galt wegen des Vorgehens gegen Befreiungstheologen und Befürworter des Frauenpriestertums als theologisch konservativ. Wegen seines Charismas und seiner Art, auf Menschen zuzugehen, genoss er große Popularität. Die Stadt Krakau plant für Sonntag eine Feier parallel zu der Zeremonie im Vatikan. Dort war Karol Wojtyla bis zu seiner Wahl zumn Papst 1978 Erzbischof.

Papst Franziskus hatte im Juli vergangenen Jahres das für die Heiligsprechung von Johannes Paul II. ausschlaggebende Wunder anerkannt. Dabei handelt es sich nach Auffassung der Ärztekommission der vatikanischen Selig- und Heiligsprechungskongregation um die medizinisch nicht erklärbare Heilung einer Frau aus Costa Rica nach einer schweren Hirnverletzung.

Angelo Giuseppe Roncalli (1881-1963) wurde 1958 zum Papst gewählt und gab sich den Namen Johannes XXIII. Weit über die katholische Kirche hinaus geachtet ist der wegen seiner Bescheidenheit und Volksnähe beliebte Mann aus Bergamo, weil er das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) einberief. Die Reformversammlung beschloss grundlegende Veränderungen für die katholische Kirche wie die Anerkennung der Religionsfreiheit und die Verpflichtung zum Dialog mit anderen Kirchen und Religionen. Der als der "gute Papst" verehrte Johannes XXIII. wird heiliggesprochen, ohne dass zuvor ein zweites Wunder festgestellt worden wäre.