Die Frau habe einen Berechtigungsschein des Sozialamts vorgelegt, die Notfallambulanz aber vor einer ärztlichen Untersuchung von selbst verlassen, sagte der Direktor des Kinder- und Jugendkrankenhauses auf der Bult, Thomas Beushausen, am Donnerstag. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die aus Ghana stammende Mutter berichtet, die Kinderklinik habe ihr Kind am 10. April aufgrund eines fehlenden Einweisungsscheins nicht behandelt.
###mehr-artikel###Generell weise die Klinik keine Kinder ab, sagte Beushausen: "Wir hätten das Versicherungsverhältnis immer später geklärt." Derzeit überprüfe die Staatsanwaltschaft routinemäßig die Todesursache, sagte der Klinikdirektor, der aus Datenschutzgründen über die Erkrankung des Kindes keine Aussagen machte. Die Mutter hatte vom Krankenhaus aus ihren Hausarzt aufgesucht, der Säugling Joshua D. starb wenige Stunden später auf dem erneuten Weg in die Kinderklinik. Politiker und Flüchtlingsverbände hatten nach Bekanntwerden grundlegende Konsequenzen in der Krankenversorgung von Asylsuchenden gefordert.
Das Krankenhaus habe Beushausen zufolge den Fall in der vergangenen Woche zweimal intern untersucht. Die Mitarbeiter seien "erschüttert und traurig" über den Tod des Säuglings. Zudem seien sie verunsichert wegen der Vorwürfe. Sie hätten sich korrekt und gemäß den professionellen Standards verhalten. Die drei Mitarbeiterinnen, die die Ghanaerin betreuten, hätten keinen Anlass für einen Notfall gesehen. Während des Anmeldeverfahrens habe man festgestellt, dass die Frau kein Deutsch und nur schlecht Englisch spreche. Die Verständigung sei "sehr schwierig" gewesen.
"Mutter machte besonnenen Eindruck"
Ihre beiden Kinder hätten unauffällig im Kinderwagen gelegen, sagte Beushausen: "Die Mutter hat einen ruhigen, besonnenen Eindruck gemacht." Eine Mitarbeiterin habe sie aufgrund eines Telefonats für fünf Minuten alleine gelassen. Währenddessen sei die Frau mit ihrem im März geborenen Sohn und dessen Zwillingsbruder verschwunden. Warum die Mutter die Klinik nach etwa 15 Minuten wieder verlassen habe, sei nicht bekannt, sagte Beushausen: "Eine ärztliche Untersuchung stand kurz bevor." Jährlich nimmt die Klinik in der niedersächsischen Landeshauptstadt rund 15.000 Patienten in der Notfallambulanz auf.