Oft werde der Kirche nahe gelegt, sich "gefälligst um Gottesdienst und Seelsorge zu kümmern", aber sich nicht in die Angelegenheiten der Welt einzumischen oder sich gar aus theologischer Sicht zu den realpolitischen Fragen der Zeit zu äußern. "Wer so redet, der kennt die Bibel schlecht", sagte Käßmann am Freitagabend in Bayreuth.
###mehr-artikel###"Wenn wir mit den Hungrigen das Brot brechen sollen, können wir den Hunger in der Welt nicht ignorieren." Auch könne die Kirche nicht kommentarlos mit ansehen, wie Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt werde oder wie "unsere Mitgeschöpfe zur billigen Ware degradiert werden", so die frühere EKD-Ratsvorsitzende.
"Es muss politische Predigt geben", sagte Käßmann. Wer predige, solle im Sinne Luthers zwar "dem Volk aufs Maul sehen", aber dabei der Versuchung widerstehen, dem Volk nach dem Mund zu reden. "Allererstes Kriterium ist der Maßstab der Bibel, und das ist gute reformatorische Tradition."