Sozialexperte: Ohne Kirche gibt es keine religiöse Kommunikation

Sozialexperte: Ohne Kirche gibt es keine religiöse Kommunikation
Angesichts abnehmender Kirchenverbundenheit hat sich der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gerhard Wegner, für eine Stärkung der Ortsgemeinden ausgesprochen. Religiöse Kommunikation außerhalb der Kirche sei nahezu unmöglich, sagte er bei einem Studientag zur EKD-Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung in Münster. Der Religionssoziologe Detlef Pollack forderte mehr Präsenz der Kirche in der Öffentlichkeit.

"Kirchliche Kommunikation sollte nicht mehr so sehr nachfrageorientiert daherkommen, sondern die kirchlichen Angebote in den Mittelpunkt rücken", sagte Wegner. Er warnte zugleich davor, dass die Kirche aus Angst, gesellschaftlich nicht mehr anschlussfähig zu sein, in eine "Kultur der Harmlosigkeit" treibe. "Die Menschen wollen sich zu etwas bekennen, was einen Unterschied macht", sagte er. "Ohne Kirche gibt es keine religiöse Kommunikation in einem erkennbaren, größeren Umfang in der Gesellschaft."

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Nach Einschätzung von Wegner ist es das "gesellschaftlich Sperrige" am christlichen Glauben, das anziehend wirkt. "Wo Kirche auf Breite setzt, wird sie indifferent", sagte er. Der Austausch über religiöse Themen erfolge den Ergebnissen der Mitgliedschaftsuntersuchung zufolge vor allem im privaten Bereich. Der Sozialexperte geht daher nicht davon aus, dass die Kirche ihre Monopolstellung in Sachen Religion zurückgewinnt.

Pollack, der Vorstandsmitglied des Centrums für Religion und Moderne in Münster ist, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): Die Kirche müsse sich auf ihre Botschaft konzentrieren und zugleich Kontakt zur Gesellschaft und zum Alltag der Menschen halten. Christlicher Glaube wachse nicht im stillen Kämmerlein. "Er bedarf der Bestätigung durch andere Menschen und wächst durch die Beteiligung des Einzelnen am kirchlichen Leben."

Ansprechende Gottesdienste gestalten

Seiner Ansicht nach ist es die Aufgabe der Kirche, ansprechende Gottesdienste zu gestalten und gesprächsbereit zu sein. Darüber hinaus forderte er die Kirchen auf, die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien auszubauen. "Es geht darum, ein gemeindliches Leben zu entfalten, das Menschen anzieht und das sie als bereichernd erleben."

Anfang März hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre 5. Kirchenmitgliedschaftsbefragung veröffentlicht. Die Umfrage machte eine Polarisierung deutlich: 42 Prozent der Evangelischen fühlen sich mit der Kirche sehr oder ziemlich verbunden. Zugleich ist der Anteil derjenigen, die sich kaum oder überhaupt nicht mit der Kirche verbunden, auf 32 Prozent gestiegen. Ende 2012 gehörten 23,4 Millionen Menschen den evangelischen Landeskirchen an.