Der Gelehrte starb in der Nacht vom 24. auf den 25. März im Alter von 96 Jahren, wie die Eugen-Biser-Stiftung in München mitteilte. Als Autor von mehr als 150 Büchern und über 1.000 weiteren Fachbeiträgen genoss der Wissenschaftler internationales Ansehen. Biser war von 1974 bis 1986 Professor für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er sprach sich dafür aus, das Christentum als "therapeutische Religion" gegen die verbreitete Resignation wiederzuentdecken.
Biser stammte aus Baden und studierte Theologie in Freiburg. Während des Zweiten Weltkrieges musste er sein Studium unterbrechen, als Soldat wurde er in Russland schwer verwundet. Danach arbeitete er zunächst in der Seelsorge und als Religionslehrer. Von 1965 bis 1969 lehrte er in Passau als Professor für Fundamentaltheologie.
Zollitsch: Feinfühliger Seismograph des Glaubens
Der frühere Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch würdigte Biser als streitbaren Gesprächspartner. Mit ihm fehle der katholischen Kirche in Deutschland ein hervorragender, über die Grenzen des deutschen Sprachraumes hinaus bekannter Wissenschaftler, Theologe und Priester, erklärte Zollitsch. Eugen Biser habe es wie ein feinfühliger Seismograph des Glaubens geschafft, die gesellschaftlichen Themen sensibel wahrzunehmen und sie differenziert zu betrachten.
Die 2002 gegründete Eugen-Biser-Stiftung will sein Werk fortzuführen. Bisers Werk sei eine Gesamtkonzeption des Christentums im Blick auf die Zukunft, erklärte die Stiftung. Das Großartige am Werk Bisers sei, "dass er sich nie auf ein Fach beschränkt, sondern immer das Ganze im Blick gehabt hat". Zu den Zielen der Stiftung zählten, die Grundwerte des Christentums zu vermitteln sowie die Verständigung mit anderen Religionen und Kulturen.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hatte einmal erklärt, Biser habe "vielen geholfen, den Glauben als befreiend und im tiefsten Sinn des Wortes 'selig machend' zu erfahren". Biser ist unter anderem Träger des Romano-Guardini-Preises der Katholischen Akademie in Bayern.