Die ungleiche Bezahlung hat nach ihren Angaben vor allem strukturelle Gründe. So fehlten auf gut dotierten Posten in Vorstandsetagen Frauen fast völlig. Zudem trage das Format Teilzeitarbeit bereits zur Lohndifferenz bei: "Wer in Teilzeit arbeitet, gilt als weniger engagiert und weniger beförderungswürdig. Wer im Minijob arbeitet, braucht von Beförderung gar nicht erst zu träumen." Nur 16 Prozent der ehemaligen Minijobberinnen gelingt einer Studie aus dem Jahr 2012 zufolge der Aufstieg in eine sozialversicherte existenzsichernde Beschäftigung, betonte die Expertin.
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Riedel zufolge sind es noch zu wenige Unternehmen, die mit wirkungsvollen Kontakthalte- und Wiedereinstiegsprogramme Eltern an sich binden. Damit sorgten sie dafür, dass Mütter - und auch Väter - nicht ins Karriereabseits geschoben werden, wenn sie bei der Geburt ihrer Kinder eine Auszeit nehmen oder ihre Arbeitszeit reduzieren wollen.
Riedel kritisierte die in Deutschland bestehende Kombination aus Minijob und Ehegattensplitting. Damit werde für Frauen ein massiver Fehlanreiz gesetzt, "nicht wieder voll in den Beruf einzusteigen". Stattdessen würden viele Paare die bei kurzfristiger Betrachtung "ökonomisch vernünftige" Variante wählen: Die Mutter arbeitet für 450 Euro ein bisschen nebenher und der Vater kann den ungeschmälerten Splittingvorteil genießen. Langfristig zeige sich jedoch, dass die Mutter kaum noch eine Chance hat, wieder in Vollzeit zu arbeiten.
Seit Jahren liegt die Differenz in der Bezahlung von Frauen und Männern hierzulande nahezu unverändert bei 22 Prozent. Deutschland bildet damit eines der Schlusslichter in der Europäischen Union, in der Frauen im Schnitt 17 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.
An dieses Manko erinnert jährlich ein internationaler Aktionstag, der Equal Pay Day, der in diesem Jahr am 21. März stattfindet. Das Datum markiert den Zeitraum, den Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen: exakt 80 Tage.