TV-Tipp des Tages: "Tatort: Frühstück für immer" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Frühstück für immer" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Frühstück für immer", 16. März, 20.15 Uhr im Ersten
Am Morgen nach einer feuchtfröhlichen Ü-40-Party wird Julia Marschner tot aufgefunden, auf die gleiche Weise ermordet wie eine Frau einige Jahre zuvor. Der Täter von damals sitzt allerdings im Gefängnis.

Der Titel ist etwas rätselhaft und erschließt sich auch durch die Geschichte nicht auf Anhieb. Tatsache ist jedenfalls, dass Julia Marschner, Mutter einer erwachsenen Tochter, nie wieder ein Frühstück zu sich nimmt: Am Morgen nach einer feuchtfröhlichen Ü-40-Party wird sie tot aufgefunden, auf die gleiche Weise ermordet wie eine Frau einige Jahre zuvor, inklusive einiger Details, von denen die Öffentlichkeit nie erfahren hat. Der Täter von damals sitzt allerdings im Gefängnis.

Der Film ist ein klassischer Krimi: ohne Gewalt und ohne Action, allerdings auch ohne typische Spannungselemente; für einen gewissen Kitzel sorgen allenfalls die leicht abseitigen Sexualpraktiken eines Verdächtigen. Der Reiz besteht vor allem in der Vielzahl überzeugender Verdächtiger, so dass man sich gemeinsam mit dem Leipziger Ermittlerduo Saalfeld und Keppler (Simone Thomalla, Martin Wuttke) auf die Mördersuche machen kann.

Der Mann für den Rest des Lebens

"Frühstück für immer" ist aber auch ein Themenfilm. Als eigentliches Motiv schimmert immer wieder ein Problem durch, das anscheinend viele Frauen jenseits der vierzig umtreibt: Sie haben das Gefühl zu verschwinden, nicht mehr wahrgenommen zu werden; vor allem natürlich durch Männer. Darauf bezieht sich auch der Titel: Die Frauen suchen einen Mann für den Rest ihres Lebens, mit dem sie also nicht nur einmal, sondern jeden Morgen frühstücken können. Auf diese potenziellen Partner konzentrieren sich naturgemäß die Ermittlungen, zumal die Tat offenbar sexuell motiviert war. Sowohl ein Flirttrainer (Marc Hosemann) wie auch ein Schönheits-Chirurg (Filip Peeter) beteuern, nicht auf der Party gewesen zu sein, aber beide sind dort von den Freundinnen (Ursina Lardi, Inga Busch) der Toten gesehen worden; und beide hatten eine flüchtige Beziehung mit der Frau. Dritter im Bunde der Verdächtigen ist der Freund (Franz Dinda) ihrer Tochter, denn auch er hatte eine Affäre mit ihr.

Das Drehbuch stammt von Katrin Bühlig (Deutscher Fernsehpreis für "Bella Block: Weiße Nächte"), Regie führte Claudia Garde ("Die Frau am Ende der Straße"). Der Film behandelt sein Thema ausgesprochen feinfühlig, nimmt aber mehrfach melodramatische Züge an. Fast alle Frauen müssen mindestens einmal in Tränen ausbrechen, was nicht immer glaubwürdig gespielt ist; gerade die Darstellerin der Tochter (Helen Woigk) wirkt in den emotionalen Szenen etwas überfordert. Um so eindrücklicher ist die Leistung von Victoria Trauttmansdorff als Gattin des Chirurgen, der mit den Wechseljahren jegliche Libido abhanden gekommen ist; ein weiterer Aspekt des Themas, der viel Sensibilität erfordert. Sehenswert ist zudem die Inszenierung des einstigen Ehepaars Saalfeld/Keppler, das seine gegenseitige Zuneigung in kleinen Gesten zum Ausdruck bringt.

Zum schlüssigen Gesamtbild trägt auch der Anflug eines sächsischen Akzents bei, mit dem Franz Dinda, gebürtiger Jenaer, seine Figur versieht; ansonsten ist ausgerechnet der "Tatort" aus Leipzig ja geradezu keimfrei, was den Dialekt angeht.

Umso frappierender angesichts der Sorgfalt im Detail ist ein Dialogsatz von Eva Saalfeld, die über einen Verdächtigen sagt, er sei verurteilt, aber freigesprochen worden; seltsam, dass dieser Widerspruch niemandem aufgefallen ist. Und dass die Kommissarin treuherzig zum Besten geben darf, sie sei noch zu jung für Ü-40-Partys, kann nur ironisch gemeint sein: Frau Thomalla wird nächstes Jahr fünfzig.