Papst hält nichts von Idealisierung seiner Person

Papst hält nichts von Idealisierung seiner Person
Papst Franziskus wendet sich gegen eine Idealisierung seiner Person in der Öffentlichkeit. Er äußerte sich in einer italienischen Zeitung auch über die Themen Ehe und Familie, Frauen in der Kirche und Missbrauch.

Von einer "Papst-Franziskus-Mythologie" halte er nichts, sagte das katholische Kirchenoberhaupt der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Mittwochsausgabe). Beschreibungen seiner Person als "Supermann oder Star" empfinde er als beleidigend. Vielmehr sei der Papst ein "Mann, der lacht, weint, ruhig schläft und Freunde hat wie alle".

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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist nach den Worten von Franziskus "keine Statue in einem Museum" sondern eine Institution. Nach Benedikt werde es vermutlich weitere emeritierte Päpste geben. Gemeinsam mit seinem Vorgänger habe er entschieden, dass Benedikt weiter am Leben der Kirche teilhaben sollte.

In der Bilanz seiner knapp einjährigen Amtszeit verteidigte Franziskus den Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche. Dabei verwies er auf Statistiken, denen zufolge sich die Mehrheit der Missbrauchsfälle in der Familie oder Nachbarschaft ereignet. "Die katholische Kirche ist vielleicht die einzige öffentliche Institution, die transparent und verantwortungsvoll vorgegangen ist, niemand hat mehr getan, dennoch wird einzig die Kirche angegriffen."

"Die Jungfrau Maria ist wichtiger als jeder Bischof oder Apostel"

Erneut lobte der Papst die Rede von Kardinal Walter Kasper zu Ehe und Familie vor dem Kardinalskollegium. Kasper hatte unter anderem dafür plädiert, eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion in Einzelfällen zu erwägen. Dass es darüber eine kontroverse Debatte unter den Kardinälen gegeben hat, mache ihm keine Sorgen, erklärte der Papst. Offene und brüderliche Auseinandersetzungen brächten Theologie und Seelsorge weiter.

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Beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Verhütung geht es dem Papst zufolge nicht um eine Änderung der katholischen Lehre. Vielmehr müsse die Seelsorge an die konkrete Lebenssituationen der Menschen angepasst werden.

Zugleich spricht sich das Oberhaupt der katholischen Kirche für eine stärkere Präsenz von Frauen in kirchlichen Leitungsämtern aus. Die Kirche sei in ihren Ursprüngen weiblich, argumentierte er. "Die Jungfrau Maria ist wichtiger als jeder Bischof oder Apostel".