Der aus Hamburg stammende Lohse führte von 1979 bis 1985 den Vorsitz im EKD-Rat. Von 1971 bis 1988 leitete er als Bischof die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die größte deutsche Landeskirche. Als EKD-Chef habe Lohse klare Positionen und strittige Themen nicht gescheut, schreibt Schneider. Er hob zudem Lohses Verdienste um die Bibel und um die Verbindung zur katholischen Kirche hervor.
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Schneider erinnerte an den ersten Besuch von Papst Johannes Paul II. in Deutschland im Jahr 1980, als Lohse die evangelische Delegation geleitet habe. Ein Ergebnis der damaligen Begegnung war die Gründung des Gesprächskreises katholischer und evangelischer Theologinnen und Theologen. Das Gremium leiste bis heute grundlegende Arbeit für die Ökumene.
Für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) gratulierte deren Leitender Bischof Gerhard Ulrich aus Schwerin. Lohse habe überzeugend gezeigt, "dass sich theologische Wissenschaft und kirchliche Verantwortung nicht ausschließen, sondern auf kreative Weise verbinden lassen". Lohse stand von 1975 bis 1978 auch an der Spitze der deutschen Lutheraner. Der VELKD gehören heute sieben Landeskirchen mit insgesamt rund zehn Millionen evangelischen Christen an.
Dienst mit "Weisheit und Umsicht"
Horst Hirschler, Lohses Nachfolger im Amt des hannoverschen Landesbischofs, erklärte: Lohse habe seinen Dienst stets mit "Weisheit und Umsicht", aber auch mit großer persönlicher Zugewandtheit zum Einzelnen getan. Glückwünsche kamen auch von Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). Viel Beachtung erfuhr Lohse Anfang November 2010. Im Hamburger Michel hielt er die Trauerpredigt für dessen verstorbene Ehefrau, Hannelore "Loki" Schmidt.
Der 1924 in Hamburg geborene Lohse war von 1956 bis 1971 Professor für Neues Testament in Kiel und Göttingen und zeitweise Rektor der Universität Göttingen. Mehrere Universitäten im In- und Ausland haben ihn mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. 1988 wurde der Theologe zum Präsidenten des Weltbundes der Bibelgesellschaften gewählt.