Vor allem in der Hauptstadt Mogadischu würden Mädchen und Frauen sehr häufig sexuell missbraucht, unter anderem von Soldaten, heißt es in einem Bericht von Human Rights Watch, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. "Viele Frauen und Mädchen in Mogadischu leben in ständiger Angst vor einer Vergewaltigung", sagte die Frauenrechtsexpertin der Organisation, Liesl Gerntholtz. Genaue Zahlen gebe es jedoch nicht, weil nur wenige Opfer sich trauten, die Tat zu melden.
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Der Bericht "Hier ist Vergewaltigung normal" enthält Empfehlungen für die somalische Regierung und internationale Geldgeber, um die Situation für den weiblichen Teil der Bevölkerung zu verbessern. Die Maßnahmen sollen helfen, die Zahl der Vergewaltigungen zu senken, die Überlebenden zu unterstützen und eine langfristige Strategie gegen sexuelle Verbrechen zu entwickeln.
Da es sich dabei um ein Tabuthema handle, sei das genaue Ausmaß nicht zu beziffern. Die UN berichteten von annährend 800 Fällen von sexueller und geschlechterspezifischer Gewalt im ersten Halbjahr 2013. Doch die Dunkelziffer sei wahrscheinlich um ein Vielfaches höher, betonen die Autoren des Berichts. Organisationen, die Überlebende sexueller Gewalt unterstützen, kritisieren deshalb scharf, dass Behörden die mutmaßlichen Opfer durch eine Verhaftung zusätzlich bestrafen. Das schüre bei anderen Überlebenden die Angst davor, sich an Polizei oder Justiz zu wenden.
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Ein bedeutender Anteil der Gewalt gegen Frauen geht dem Bericht zufolge von bewaffneten Gruppen einschließlich der somalischen Armee aus. Im vergangenen Jahr beschuldigte eine Frau Soldaten der afrikanischen Eingreiftruppe AMISOM, sie gemeinschaftlich vergewaltigt zu haben. Die mutmaßlichen Täter wurden strafrechtlich nicht verfolgt, das mutmaßliche Opfer dagegen von staatlichen Institutionen eingeschüchtert. Zahlreiche Frauen wurden verhaftet, nachdem sie eine Vergewaltigung angezeigt hatten.