Mit seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 habe Benedikt neue Perspektiven und "eine im besten Sinn pragmatische Neubestimmung des Papstamtes" ermöglicht, sagte Hünermann dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe). Der neue Papst Franziskus wolle Leitung anders als sein Vorgänger "in kollegialer Form vollziehen". Er wolle Erster unter Gleichen sein, "weil einer allein und isoliert die Kirche gar nicht leiten kann".
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Daher lasse Franziskus "das wohl größte unbewältigte Problem der Kirche seit dem Konzil - nämlich die Sexualmoral - synodal klären", sagte der 84-jährige Hünermann, der als Dogmatik-Professor in Münster und Tübingen Nachfolger von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt, war. "Das ist ein hochspannender Paradigmenwechsel, der erst nach Benedikt möglich war."
Ratzinger war nach Hünermanns Worten als Papst "eigentlich ganz geprägt von einem sakral-monarchischen Begriff von Kirche, Weiheamt und Papsttum". Umso beeindruckender sei es, "dass er diesen 1.000 Jahre alten Ballast am Ende radikaler abgeschüttelt hat als alle Vorgänger". In hundert Jahren werde man Ratzinger als letzten Papst einer zu Ende gehenden Epoche der Kirchengeschichte ansehen. Er sei "groß geworden in der alten Zeit", vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, und habe stets Altes und Neues, Tradition und Reform verbinden wollen.