Sorge für Neugeborene als Schlüssel gegen Kindersterblichkeit

Sorge für Neugeborene als Schlüssel gegen Kindersterblichkeit
Im Kampf gegen die Kindersterblichkeit muss die Weltgemeinschaft Experten zufolge das Augenmerk auf die Neugeborenen richten.
08.02.2014
epd
Silvia Vogt

Während in den vergangenen Jahren die Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren um etwa ein Drittel spürbar zurückgingen, bleibt die Sterblichkeitsstatistik der Babys unter einem Monat nach Aussagen des Ulmer Tropenpädiaters Peter Meißner ernüchternd. "Hier gab es nur geringe Fortschritte", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Jedes Jahr sterben noch immer rund drei Millionen Neugeborene - das bedeutet etwa ein Todesfall alle sieben Minuten."

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Bei den Unter-Fünfjährigen insgesamt sank die Zahl der Todesfälle von 10,6 Millionen im Jahr 2000 auf 6,9 Millionen im Jahr 2010. Doch auch hier dürfe die internationale Gemeinschaft sich nicht zurücklehnen, betonte der Oberarzt der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin. Mut machende Erfolge seien etwa dadurch erzielt worden, dass Masern, Durchfall oder Lungeninfektionen zurückgedrängt werden konnten.

Die Anstrengungen müssten sich nun verstärkt auf die Allerjüngsten richten, forderte der Mediziner. Todesfälle von Babys im ersten Lebensmonat, vor allem am ersten Tag, trügen mehr als 40 Prozent zu den bedrückenden Sterblichkeitszahlen der Kinder unter fünf Jahren bei. "Und 98 Prozent der Neugeborenen-Todesfälle sind in Entwicklungsländern zu beklagen", sagte Meißner.

Weitere 2,6 Millionen Säuglinge stürben in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft oder während der Geburt. Wichtig sei daher weltweit auch eine gute Betreuung von Schwangeren bis hin zur Entbindung. Es fehlten nicht nur technische und medizinische Möglichkeiten, bei Komplikationen schnell einzugreifen, sondern allgemein auch Hebammen und Ärzte und Zugangsmöglichkeiten zum Gesundheitssystem. "Ein Drittel aller Neugeborenen wird im ersten Lebensmonat nicht von medizinischem Personal untersucht", erklärte der Kinderarzt.

Insgesamt gebe es mehr als 100 verschiedene kostengünstige Maßnahmen im Kampf gegen die Neugeborenen- und Müttersterblichkeit. In mehreren Projekten in Indien, Pakistan und Nepal sei es etwa gelungen, die Rate um 30 bis 60 Prozent zu drücken - vor allem mit Aufklärung und besserer Betreuung von Schwangeren um die Geburt. So seien etwa die Mütter für mögliche Alarmsignale sensibilisiert worden, das ausschließliche Stillen sei ebenso gefördert worden wie das Warmhalten der Babys. Wiederholte Hausbesuche eines extra ausgebildeten Mitarbeiters in den Dörfern hätten dazu beigetragen, Infektionen früh zu erkennen und zu behandeln sowie beim Transport ins Krankenhaus zu helfen.

"Wir haben viele Ansätze, einzugreifen", unterstrich Meißner. "Aber wir vertun noch immer zu viele Chancen." Mit einem Aktionsplan wolle die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun Flagge zeigen. Der "Newborn Action Plan", der derzeit noch diskutiert wird und in den kommenden Monaten beschlossen werden soll, will Maßnahmen bündeln und den regionalen Entscheidungsträgern mit Hinweisen und Empfehlungen beistehen.