Bedford-Strohm: Militärische Gewalt nicht grundsätzlich ausschließen

Bedford-Strohm: Militärische Gewalt nicht grundsätzlich ausschließen
In der Debatte über ein stärkeres militärisches Engagement Deutschlands in internationalen Konflikten vertritt der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm den Standpunkt, dass militärische Gewalt nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden könne.

Militärische Gewalt sei immer fragwürdig, für Christen gelte der Vorrang der Gewaltfreiheit, sagte der Theologe in einem Interview der "Passauer Neuen Presse" (Samstagsausgabe). "Gleichzeitig sehen wir aber, dass Menschen immer wieder von Gewalt bedroht sind, und darauf müssen wir auch reagieren. Deshalb glaube ich nicht, dass es die richtige Position ist, Gewalt grundsätzlich auszuschließen", unterstrich Bedford-Strohm.

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"Es gilt, die Hürden für den Gebrauch von Gewalt extrem hoch zu setzen, auch dann, wenn sie als Ultima Ratio nicht ausgeschlossen werden kann", führt der Landesbischof aus. Die jüngste EKD-Schrift zu Afghanistan zeigt auf, dass das Mittel der militärischen Gewalt immer wieder überschätzt werde. "Es führt kein Weg daran vorbei, immer wieder dafür zu sorgen, dass die Konfliktparteien miteinander ins Gespräch kommen", betonte der evangelische Theologe.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte Ende Januar eine kritische Bilanz des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr vorgelegt. In der Schrift "Selig sind die Friedfertigen" bemängeln die Autoren unter anderem, dass lange Zeit ein friedens- und sicherheitspolitisches Gesamtkonzept unter dem Primat des Zivilen gefehlt habe.

Bundespräsident Joachim Gauck hatte Deutschland in der vergangenen Woche in einer Grundsatzrede auf der Münchner Sicherheitskonferenz dazu aufgerufen, international mehr Verantwortung zu übernehmen. Deutschland werde nie rein militärische Lösungen unterstützen, erklärte das Staatsoberhaupt. Aber wenn der Einsatz der Bundeswehr als äußerster Fall diskutiert werde, dann gelte: "Deutschland darf weder aus Prinzip 'nein' noch reflexhaft 'ja' sagen."