Ehrenamtliches Engagement in Ost- und Westdeutschland unterschiedlich

Ehrenamtliches Engagement in Ost- und Westdeutschland unterschiedlich
"Man sollte denken, 25 Jahre nach dem Fall der Mauer, dass sich Ost- und Westdeutschland angenähert haben", sagte der Hildesheimer Soziologe Michael Corsten am Montag in Hildesheim bei der Vorstellung einer Studie zum Ehrenamt. Tatsächlich aber gebe es zwischen Ost- und Westdeutschen aber weiterhin Differenzen.

Forscher aus Hildesheim und Jena haben über einen Zeitraum von zwölf Jahren die Lebensorientierungen und biografischen Entwicklungen von 120 Bürgern untersucht. Die Befragten, jeweils zur Hälfte Frauen und Männer, leben in zwei west- und zwei ostdeutschen Städten.

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80 von ihnen engagieren sich ehrenamtlich, etwa als Schöffen oder in der Jugendhilfe. Bei 34 Interview-Partnern handele es sich um "Nicht-Engagierte", sagte der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa.

Beim Engagement der Ost- und Westdeutschen stellten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben unterschiedliche Haltungen fest. "Die Menschen in Ostdeutschland nehmen eine praxisorientierte Haltung ein", sagte Corsten. So setzten Ostdeutsche mehr auf lokales Engagement. Bei großen Organisationen wie etwa Greenpeace seien sie skeptisch, wenn es dort nur um öffentliche Aufmerksamkeit gehe.

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Westdeutsche hinterfragten vor einem Engagement dagegen ihre eigene politische Position. "Die Befragten nehmen eine politisch reflektierte Haltung ein", sagte Corsten.

In Ost- und Westdeutschland ist gesellschaftliches Engagement den Forschern zufolge gleichermaßen vom Alter und sozialen Status der Menschen abhängig. So hätten 35- bis 50-Jährige die "höchste Engagementchance, denn sie haben viele soziale Bezüge", erklärte Corsten. Die Studie ist unter dem Titel "Was bewegt Deutschland? Sozialmoralische Landkarten engagierter und distanzierter Bürger in Ost- und Westdeutschland" beim Verlag Beltz Juventa erschienen.