"Über fast zwei Jahre hat man uns im Dunkeln gelassen, regelwidrig Aufträge vergeben und Kredite aufgenommen. Obwohl bereits 2011 eine präzise Kostenschätzung in den Händen des Bischofs gewesen ist - wie wir aus den Akten wissen", sagte Jochen Riebel, Mitglied des Vermögensverwaltungsrates und früherer Leiter der hessischen Staatskanzlei. Das sei ein "ungeheuerlicher Vorgang", den es in der katholischen Kirche noch nicht gegeben habe.
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Riebel verteidigte in der "FAS" die Entscheidung des Vermögensverwaltungsrats, trotzdem im August 2013 die viel höhere Kreditaufnahme zu genehmigen. "Dazu gab es keine Alternative", sagte Riebel, "weil wir die Zahlungsfähigkeit des Bischöflichen Stuhls nicht riskieren wollten". Denn zwischenzeitlich habe die kreditgewährende Bank den entsprechenden Nachweis gefordert.
Riebel erklärte weiter, der Architekt des Neubaus und leitende Mitarbeiter des Bistums hätten eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Das halte er für "sehr problematisch", weil die Mitarbeiter kraft Ihres Dienstverhältnisses ohnehin besonderen Verpflichtungen unterlägen. "Durch das Verlangen einer zusätzlichen Unterschrift werden überflüssiger Druck und Angst erzeugt", sagte Riebel. Weder er noch die beiden anderen Vermögensverwaltungsräte hätten eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben.
Tebartz-van Elst angeblich wieder in Limburg
Bischof Tebartz-van Elst hatte den Vermögensverwaltungsrat im April 2011 installiert und damit das bis dahin für die Verwaltung des Bistumsvermögens, des sogenannten "Bischöflichen Stuhls", zuständige Domkapitel verdrängt. Neben Riebel hatte der Bischof den Sprecher der Geschäftsführung der Kölner Josefs-Gesellschaft gGmbH, Theodor-Michael Lucas, und den Wirtschaftsprüfer Professor Carl-Friedrich Leuschner in das Gremium berufen.
Tebartz-van Elst war Ende Oktober vergangenen Jahres von Papst Franziskus vorläufig von seinen Aufgaben entbunden worden. Danach zog sich der Bischof in das niederbayerische Kloster Metten zurück. Hier wartet er die Ergebnisse der von den katholischen Bischöfen eingesetzten Prüfungskommission ab, die das mehr als 31 Millionen Euro teure Bauprojekt auf dem Limburger Domberg untersucht. Mitte Februar soll der Bericht vorliegen.
Nach Informationen der "FAS" unter Berufung auf Kirchenkreise hält sich Tebartz-van Elst offenbar wieder regelmäßig an seiner alten Wirkungsstätte auf. Demnach erteilt er seinem Stellvertreter, Generalvikar Wolfgang Rösch, Anweisungen. Er lebe wenige mehrere Tage im Monat in seinem Amtssitz auf dem Domberg. Das Haus werde von seinem Fahrer geführt, dafür erhalte der Mann Bezüge "etwa wie ein Weihbischof".