"Es gibt ein riesiges Wissensdefizit über Muslime in Deutschland", beklagte Özoguz in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf das Treffen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Muslim-Verbänden. Das Gremium, das künftig über die Zusammenarbeit zwischen Staat und Muslimen berät, müsse mehr Informationen beispielsweise über die muslimischen Verbände, über die viel gesprochen und gerätselt werde, bereitstellen.
"Die Islamkonferenz war bislang wenig bekannt in der Bevölkerung", sagte die Staatsministerin. Zugleich gebe es rege Diskussionen in den Bundesländern, ob man Verträge mit muslimischen Gemeinden abschließen kann wie mit den Kirchen. "Diese gesellschaftlichen Debatten waren bislang mit der Islamkonferenz zu wenig verknüpft", sagte die muslimische SPD-Politikerin.
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Eines der drängendsten Probleme, die in diesem Gremium besprochen werden müssten, ist in Özoguz' Augen die "kultursensible Pflege von Muslimen, ob in Heimen oder zuhause". Als weiteres Thema nannte sie muslimische Bestattungen. "Viele frühere Einwanderer wollen nach ihrem Tod nicht mehr in ihren Herkunftsländern bestattet werden, weil sie ihre Heimat inzwischen hier sehen und die Familien hier sind", sagte Özoguz. In manchen Kommunen seien muslimische Bestattungen möglich. "In anderen fallen die Verantwortlichen immer noch in Ohnmacht, wenn man davon spricht", sagte Özoguz.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will sich am Montag mit muslimischen Verbänden treffen, um zu beraten, wie der zuletzt in der Islamkonferenz organisierte Dialog zwischen Staat und Islam weitergehen kann. Die Islamkonferenz in alter Form, bei der jeweils ausgewählte Verbände und muslimische Einzelpersonen eingeladen worden waren, hält de Maizière nicht mehr für sinnvoll.
Özoguz begrüßte das Gesprächsangebot des Ministers. Unter der Leitung von Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sei der Dialog festgefahren gewesen. Daher sei es erfreulich, "dass Thomas de Maizière das Thema nicht auf die lange Bank geschoben, sondern zu einer seiner ersten Aufgaben erklärt hat", sagte Özoguz und ergänzte: "Ich bin mir sicher, dass er es ernst meint." Deutlich müsse sein, "dass es bei dem Gremium nicht um pauschalen Terrorismusverdacht geht", sagte Özoguz mit Verweis auf die frühere Schwerpunktsetzung Friedrichs auf Sicherheitsthemen.
Özoguz wird nach eigenen Worten nicht an dem Treffen teilnehmen. Sie sei eingeladen worden, habe aber zuvor bereits zugesagt, zum zeitgleich stattfindenden Treffen der Oberbürgermeister mit Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) zur Armutszuwanderung zu kommen.