Die These, nach der es bei Gewalt in Paarbeziehungen eine "Symmetrie" gebe, sei deshalb "halb wahr und halb falsch".
Schröttle stellte ihre Forschungsergebnisse bei einer Veranstaltung des Frauennotrufs Göttingen, des städtischen Frauenbüros und des Gleichstellungsbüros der Universität vor. Einer von ihr mit geleiteten Studie zufolge hatten in Deutschland heterosexuelle Frauen und Männer im Rahmen von Partnerschaftskonflikten etwa gleich oft schon körperliche oder psychische Übergriffe erlebt und angewandt, sagte sie. Jede und jeder vierte Befragte habe angegeben, schon ein- oder mehrmals Gewalt durch den aktuellen Beziehungspartner erfahren zu haben.
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Formen, Schweregrade und Folgen von Gewalt unterschieden sich jedoch erheblich. Deshalb müsse im Geschlechtervergleich von unterschiedlicher Gewaltqualität gesprochen werden. "Ein einmaliges Anschreien, wütendes Wegschubsen oder eine einmalige Ohrfeige sind nicht vergleichbar mit systematischer, chronifizierter und schwerer Gewalt in Paarbeziehungen", betonte Schröttle. Diese Form der Gewalt, die der Einschüchterung und Kontrolle diene, erlebten Frauen deutlich häufiger als Männer. So hätten nur vier Prozent aller befragten Männer, aber 16 Prozent der Frauen über Verletzungsfolgen von Partnergewalt geklagt.
Hinzu kommt nach Angaben der an der Universität Gießen tätigen Forscherin, dass Männer deutlich seltener wiederholte Übergriffe durch Frauen erlebt hätten. Sie hätten nur in Einzelfällen über regelmäßige schwere Gewalt und Misshandlungen in Paarbeziehungen berichtet. Dagegen sei fast die Hälfte der betroffenen Frauen zwischen vier und 40 Gewaltsituationen ausgesetzt gewesen.